It Leads To This

It Leads To This

Alina Jensch   09. Februar 2024  
It Leads To This

Musik

Interpret/Band
Label
Veröffentlichungs- Datum
09. Februar 2024
Format
  • CD
  • DVD
  • Vinyl
  • Blu-ray Disc

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Es ist immer ein Moment der Freude, wenn ein neues THE PINEAPPLE THIEF Album an den Start geht. Die fleißigen Briten haben unlängst ihren Platz und ihren perfekten Sound gefunden und mit dem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Neuzugang Gavin Harrison auch die ideale Ergänzung und Sparringspartner für Bruce Soord, was das Songwriting betrifft. In dieser Konstellation erschienen als eigenständige Alben bereits „Dissolution“ (2018) und „Versions Of The Truth“ (2020) – zwei starke Alben, die wirklich zu überzeugen wussten und auch als Live-Adaption („Nothing But The Truth“, 2021) eine gute Figur machen. Und das führt uns nun zum nächsten Streich: „It Leads To This“.  

„Put It Right“ eröffnet das Album mit überraschend ruhigen Klängen, gibt sich eher zart und melancholisch als rockig, und legt damit in gewisser Weise den Ton für den Rest des Werkes vor. Die acht neuen Songs sind vorwiegend atmosphärisch, rhythmisch und emotional – ein härterer, rockiger "Hit" findet sich eigentlich nur mit „Rubicon“. Bruce Soord beschreibt die dreijährige Arbeit am Album als die bisher herausforderndste, die ihn auch persönlich an seine Grenzen gebracht habe. Inhaltlich sei es sein Versuch, einen Sinn im Leben und der Welt mit ihren durchaus schrecklichen Facetten zu finden. Und genau diese Introspektive, das Fragen, das Zweifeln, Verzweifeln, aber auch Hoffnung schöpfen, kommen musikalisch sehr nachvollziehbar rüber. 

Ich muss ehrlich sagen, beim ersten Durchlauf wollte der Funke noch nicht richtig überspringen – wahrscheinlich ist das auch einer gewissen Erwartungshaltung geschuldet, wenn man vor allem lautere und eingängigere Lieblingssongs der Vorgängeralben im Hinterkopf hat. Beim weiteren Hören entfaltet sich aber die Magie von „It Leads To This“ und offenbart sich als bisher wohl in sich stimmigstes Album der Prog Rocker. Von Anfang bis Ende ist alles ein Fluss, auf dessen Wellen man sich entspannt und nachdenklich treiben lassen kann. 
Mit den drei vorab veröffentlichten Singles „The Frost“, „Every Trace Of Us“ und „It Leads To This“ hat man bereits eine gute, wenn auch die flottere, Bandbreite des Albums erleben können. Die verträumt schönen, poppigen Melodien gehörten schon immer zu THE PINEAPPLE THIEFs Stärken und kommen auch hier wieder zur Geltung. Natürlich stets in Kontrast gesetzt zu interessanten progressiven und dissonant-verqueren Momenten, die auf diesem Album vielleicht noch ein Stückchen ausgefeilter klingen als zuvor. Im Pressetext wird das Album unter anderem als „devastating and life-affirming, in the same breath“ bezeichnet und das beschreibt die Stimmung des Albums tatsächlich auf den Punkt: Es ist zwar gedrosselter im Tempo und gefühlt sanfter als seine Vorgänger, verletzlich und emotional – ergibt sich aber nicht der Melancholie. Unterschwellig ist sie immer da, diese sich aufbäumende Zuversicht und Entschlossenheit, dass es nicht so schlimm kommen muss, wie es scheint. 

Der Sound lässt wie gewohnt keine Wünsche offen, da muss man bei THE PINEAPPLE THIEF eigentlich gar nicht mehr drüber reden. Für Audiofans steht das Album (auch wieder) in verschiedenen Versionen wie 5.1 oder Dolby Atmos zur Verfügung. Und auch die anstehende Europatour möchte ich Prog- und Rockfreunden ans Herz legen, denn live werden auch diese neuen Songs wieder für ganz besondere Momente sorgen! Toll!

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