Clockwork Orange Hot

Nico Steckelberg   18. Februar 2012  
Clockwork Orange

Rückentext

Brutale Überfälle gehören zu ihrem Alltag, die Schmerzensschreie ihrer Opfer sind ihr Lebenselixier: Täglich berauschen sich Alex und seine Gang an Alkohol, Drogen, Sex und Gewalt. Doch als eines ihrer Opfer stirbt, wird Alex zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Er kann seiner Strafe nur entgehen, wenn er an einem Experiment teilnimmt, das ihn zu einem ungefährlichen Bürger machen soll. Gebrochen und willenlos wird er in die Freiheit entlassen – dort trifft er auf seine Opfer. Clockwork Orange, in der Verfilmung von Stanley Kubrick einer der großen Kino-Klassiker – hier in einer großartigen Hörspielinszenierung des MDR.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
3,0
Sprecher 
 
6,0
Soundtrack 
 
2,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
5,6

Der Film „Clockwork Orange“ von Stanley Kubrick sorgte bei seiner Veröffentlichung für Aufsehen. Die einen Kritiker liebten ihn wegen seines künstlerischen Anspruchs, die anderen zerrissen ihn in der Luft auf Grund der zahlreichen Sex- und Gewaltszenen. Fakt ist: 1971 machte der Film und der dahinter stehende Science-Fiction-Gesellschafts-Alptraum-Stoff von sich reden.

Die Buchvorlage lieferte Anthony Burgess. Sein Roman dient auch als Grundlage für das bei nun beim Audio Verlag wiederveröffentlichte Hörspiel des mdr aus dem Jahre 1995 mit gleichnamigem Titel.

Der Inhalt: Eine Truppe jugendlicher Gewaltverbrecher (heute würde man sie „Gangs“ nennen), macht die Straßen und Häuser unsicher. Als ihr Anführer geschnappt wird, wird er verurteilt. Im Gefängnis bietet man ihm eine neue Art der Therapie an. Seine Teilnahme am Experiment schenkt ihm die Freiheit. Doch das Experiment hat schlimme Folgen für ihn. Das Blatt wendet sich, und er wird vom Täter zum Opfer.

Das Besondere: Die Geschichte spielt in einer Zukunft, die eigentlich vom Stil her Vergangenheit ist. In Kubricks Film wird das deutlich: 70er-Jahre-Tapeten, 60er-Outfit. Eine Sprache zwischen Englisch und Russisch wird gesprochen, und stets ist der Ausdruck auch bei den Jugendbanden gehobenen Niveaus.

Gerade das Optische an „Clockwork Orange“ machte es zum Erfolg. Das Hörspiel muss darauf nur leider verzichten. Und die – noch so futuristisch gemeinten – Sounds helfen nicht weiter. Vielmehr erscheint die Sprache der Akteure anstrengend, und wo man sich im Film an Mimik und Gestik festklammern konnte, fehlt diese Rettungsleine bei der Audioproduktion. Die Schlüsselszene der visuellen Bestrafung mittels Gewaltbildern muss hier über gesprochenen Dialog transportiert werden. Auch dies wirkt eher verkrampft.

„Clockwork Orange“ ist meines Erachtens ein Stoff, der nur äußerst schwer in ein Hörspiel umzusetzen ist. Das vorliegende Hörspiel schafft dies nicht überzeugend. Zu viel geplante Kunsthaftigkeit. Hieran kann auch ein überzeugend agierender Winfried Glatzeder nichts ändern.

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