Sorry           Hot

Nico Steckelberg   19. September 2010  
Sorry

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
6

Rückentext

Vier Freunde folgen einem scheinbar harmlosen Auftrag und stehen plötzlich einer grauenvoll zugerichteten Leiche gegenüber. Er zwingt sie, sich in seinem Namen bei dem Opfer zu entschuldigen. Als sie darauf eingehen, nimmt ein unvorstellbar perfides und grausames Spiel seinen Lauf. Zoran Drvenkar ist ein zutiefst verstörender Thriller gelungen, in dem es auf die Frage nach Gut und Böse keine Antwort mehr gibt.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
10,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
9,5

Eine Marktlücke: Erfolgreiche Menschen können fast alles – sie können verhandeln, Beschlüsse fassen, Krisen meistern und Gewinne maximieren. Nur eines fällt ihnen unfassbar schwer – sich zu entschuldigen. Hier greift das Geschäftsmodell der vier Freunde Tamara, Kris, Wolf und Frauke. Sie besorgen sich eine schicke Villa und gründen eine Agentur für professionelle Entschuldigungen. Das Geschäft floriert. Doch ihr neuester Auftrag ist eine Falle: Sie werden in einen Raum mit einer Leiche bestellt und müssen sich im Namen des Täters bei seinem Opfer entschuldigen – einer Frau, die mit den Händen und dem Kopf an die Wand genagelt wurde. Und sie sollen im Auftrag des Killers – der ganz frei und offen Namen und Handynummern angegeben hat – alle Spuren beseitigen. Der Konflikt droht auch die Freunde auseinander zu bringen: Gehen sie zur Polizei oder glauben sie der Drohung des Killers, dass ihnen nahstehende Personen in diesem Fall bestraft werden?

Zunächst klingt die Story eher nach normaler Krimikost. Doch was Autor Zoran Drvenkar hier gelungen ist, ist Spannung auf verschiedenen Metaebenen zu erzeugen. Nicht die Tat verursacht die Spannung, nicht die Identität des Mörders. Sondern das Verhalten der Charaktere und die Frage nach dem Roten Faden, nach dem Motiv. Auf fünf verschiedenen Ebenen wird der Roman erzählt: Gegenwart aus Sicht der Freunde, Gegenwart aus Sicht des Killers (im „Du“-Stil geschrieben, was dem Hörer den Eindruck vermittelt, er selbst befinde sich in seinem Kopf), Gegenwart aus Sicht eines weiteren unbekannten Mannes, Vergangenheit aus Sicht zweier missbrauchter Kinder, Zukunft aus Sicht einer zunächst unbekannten Frau, die eine zunächst unbekannte Person im Kofferraum ihres Wagens gefangen hält.

Zwischen den Ebenen gibt es Verbindungen, speziell auf der Gegenwartsebene wird häufig ein Ereignis aus mehreren Blickwinkeln erzählt. Man wird quasi süchtig nach diesen Kurzschlüssen innerhalb der Geschichte. Und erst ganz am Ende vereinen sich alle Zeit- und Erzählebenen und man erfährt, welche Personen sich hinter den verschiedenen Sichten befinden. Äußerst spannend und unterhaltsam!

Auch sehr gut gelungen ist die Umsetzung des Hörbuchs mit 4 Sprechern. Christian Berkel, Matthias Brandt, Sophie von Kessel und Ulrich Pleitgen führen den Hörer geschickt durch die verschiedenen Ebenen und sorgen für Abwechslung in der Erzählweise. Die Lesungen haben einen klaren roten Faden: Sie sind kühl und unterstreichen somit den stets latent vorhandenen voyeuristisch-distanzierten, stellenweise resignierten Charakter der Story.

„Sorry“ ist ein außergewöhnlicher Thriller: Innovativ, kalt, vielschichtig.

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