Claude Monet - 'Ich will das Unerreichbare'

Claude Monet - 'Ich will das Unerreichbare' Hot

Jan Hillgärtner   14. November 2010  
Claude Monet - 'Ich will das Unerreichbare'

Rückentext

Auf den Streifzügen durch seine Heimatstadt Le Havre lernt der junge Monet den Landschaftsmaler Eugène Boudin kennen, der ihm 1858 die Malerei erschließt. Monet beginnt in der freien Natur zu malen und möchte Maler werden: ein Wunsch dem sich die Familie widerwillig fügt. 1860 reist Monet nach Paris, um sich an der Ecole des Beaux-Arts bei dem berühmten Historienmaler Thomas Couture einzuschreiben...

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
7,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
9,0
Aufmachung 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
7,5

Sich Claude Monet, dem französischen Ausnahmekünstler und Avantgardisten des 20. Jahrhunderts zu nähern, ist angesichts der großen Menge an Publikationen und Kommentaren heute kein leichtes Unterfangen. Pierre Oser unternimmt in seinem Hörbuch den Versuch, auf Grundlage des von dem Maler und seiner Zeitgenossen hinterlassenen schriftlichen Materials ein persönliches akustisches Porträt von dem Mann zu entwerfen, der die Malerei in ihren Grundfesten erschüttern sollte.

Die kleine Form der Karikatur, das zeichnerisch überspitze Darstellen von Charaktereigenschaften, war der Ausgangspunkt von Monets künstlerischer Karriere. In seiner Heimatstadt, in der er sich in seinen Jugendjahren mit diesem Genre einen Namen machte und im Vergleich zu seinen Altersgenossen an seinem Werk durchaus gut verdiente, nimmt die Erzählung von Monets Leben ihren Anfang. In der Manier einer formal gehaltenen und an den entscheidenden Momenten ausgerichteten Biografie zieht Pierre Oser und die Sprecher des Hörbuchs die in künstlerischer Hinsicht bedeutsamen Stationen seines Lebens auf. Für den von den Eltern herbeigesehnten Militärdienst, von dem sie sich eine Läuterung des Bohemien versprachen, empfand Monet nicht die bei anderen Intellektuellen und Künstlern so weit verbreitete Abscheu gegen die strenge Ordnung und den vorausgesetzten Gehorsam, viel eher konnte sich Monet in diese Strukturen einfinden und wusste sein Malen dahinein zu integrieren.

Der weitere Lebenslauf des Künstlers, besonders erste Erfolge im Pariser Salon, gute Kritiken und anerkennende Äußerungen seiner Kollegen, ja das künstlerische Schaffen selbst wird von dem Hörbuch nur in kleineren Episoden gestreift. Monets Aussagen zum Widerwillen seiner ersten Wochen im Atelier von Constant Troyon erzeugen das geraffte Bild eines Widerstands gegen den etablierten Kunstbetrieb der 1860er Jahre. Plastischer sind hingegen die Partien, in denen aus Monets Briefen an den Freund Frédéric Bazille zitiert wird. Verlassen von seiner Familie muss Claude Monet für seine Frau und sein Kind sorgen. Überschattet wird dies von dem fortdauernden Geldmangel, dem der Künstler durch Bitten an Bazille Abhilfe zu verschaffen sucht. In diesen Briefen entsteht ein lebendiges Bild? Monets. Geschuldet der Tatsache, dass über einen längeren Zeitraum Briefe zitiert werden, tritt die Persönlichkeit deutlich hervor. An dem Phänomen des ökonomischen Mangels treten in diesen Briefen die verschiedenartigsten persönlichen Wandlungen, die ein Mensch durchmachen kann, zutage. Ist der Ton angesichts der Aussicht auf eine geringe familiäre Unterstützung anfangs noch kameradschaftlich, verwandelt er sich mit der zunehmenden Verantwortung, die die Versorgung von Frau und Kind mit sich bringen, immer mehr zu einem Ton, der durch die Tiefen des Selbstzweifels zu einem am Schluss sogar majestätisch dominantem Ton umschlägt.

Die vielen feinen Verästelungen des Lebenswegs, die Monet wieder auf den Pfad des künstlerisch, und nicht zuletzt auch ökonomischen, Erfolges zurückführen, finden in dem Hörbuch keine Beachtung. Schlaglichter wirft es lediglich auf Monets Arbeit in London und den Ausstellungen in der Themsemetropole und in Paris. Der Duc de Trèvise, der Monet in seinem Alterswohnsitz in Giverny 1920 besucht und dessen Bericht ebendieser Reise das Hörbuch abrundet, erzählt von dem ausgeglichenen und ruhigen Wesen Monets zum Ende seines Lebens hin. Glauben wir seinen Aufzeichnungen, so ist Monet in diesen seinen letzten Lebensjahren, ausgestattet mit der Geistigkeit des Alters, ein bereitwilliger Auskunftgeber über sein künstlerisches Schicksal. Gerne hätte man mehr von Berichten dieser Art gehört, sie trösteten sogar über die nicht immer nachvollziehbare Ausrichtung des Hörbuchs hinweg die eher auf das Zeichnen des Bildes eines Künstlers abzielt, seine Werk dabei aber außen vor lässt.

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