Dypet Hot

Alina Jensch   20. März 2023  
Dypet

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
24. März 2023
Format
  • CD
  • Vinyl

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Mit „Dypet“ bringen MORK dieses Frühjahr das mittlerweile sechstes Album heraus. Schöpfer Thomas Eriksen beschreibt das neue Werk als sein bisher wohl persönlichstes, in dem er sein Leben, seine Gedanken und Gefühle der letzten paar Jahre verarbeitet. Der Titel, zu Deutsch „Die Tiefe“, passt da ganz vortrefflich, um die Songs, die sich inhaltlich mit Themen wie Hass, Tod, Verrat und inneren Abgründen beschäftigen, zusammenzufassen. 

Wie auch schon auf den letzten Veröffentlichungen von MORK treffen auf „Dypet“ musikalisch finsterer Black Metal, groovende Gitarren, markante Melodien und sehr viel Atmosphäre aufeinander. 
Schon der Opener „Indre Demoner“ bietet eine umfängliche Kostprobe der Stärken der Ein-Mann-Band: eiskalt erhebt sich der urtiefe gutturale Gesang über einen Teppich aus schreddernden Riffs, groovigem Bass und Schlagzeugdonnern, nur um von verheißungsvollen Gitarrenmelodien abgelöst zu werden. Ein guter Einstieg für den meiner Meinung nach schönsten Song des Albums, „Forført Av Kulden“. Das Tempo bleibt hier zwar gedrosselt, das Ensemble aus coolen Grooves, überwältigen Gitarren und filigranen Details ist aber einfach nur mitreißend, melodisch und sehr atmosphärisch. Die Melodie der Leadgitarre erinnert mich hier an Werke der ehemaligen japanischen Visual-Kei Band RENTRER EN SOI – und passt wirklich gut ins Black Metal-Format. 
Ähnlich eingängig, melodiös und treibend, aber sogar noch ein klein wenig düsterer geht es mit „Svik“ weiter, in dessen zweiter Hälfte Hintergrundharmonien für einen Hauch Pathos sorgen. Kurz darauf wird das Tempo deutlich angezogen, und mit „Et Kall Fra Dypet“ („Ein Ruf aus der Tiefe“) zieht ein eher klassisches Black Metal-Gewitter mit all seiner Bedrohlichkeit auf. Auch dies ist wieder ein gelungener Song, der mit seinen siebeneinhalb Minuten besonders nach hinten heraus aber doch etwas zu lang wirkt. Dafür brettert „Hoye Murer“ umso kurzweiliger daher. In diesem schwermütigen Stück sorgt der ehemalige KVELERTAK-Sänger HJELVIK für Verstärkung. „Avskum“ bringt eine gehörige Portion brutale Finsternis in das Album und erinnert vom Charakter her an SATYRICON in den Nullerjahren. 
Bleiben noch die beiden vorab als Singles veröffentlichten Songs „Bortgang“ und „Tilbake Til Opprinnelsen“. Ersterer kommt mit einer eher schleppenden Schwere in Kontrast mit sehr melodiösen Gitarren, während der Zweite mit seinen atmosphärischen Synths und dem geradezu folkigen Hintergrundgesang für besonders viel Abwechslung sorgt. 

Insgesamt kommt „Dypet“ sehr vielseitig und abwechslungsreich daher und dürfte Fans von melodischem, norwegischen Black Metal gut gefallen. Aufgenommen und gemischt wurde das Album von Thomas Eriksen, mit Unterstützung von Freddy Holm, in Eigenproduktion und schließlich veredelt von Jack Control (Enormous Door), der seit gut zehn Jahren auch die Alben von DARKTHRONE mastert. Dem Titel angemessen hat das Album eine gute Tiefe, die die Songs recht fett und kraftvoll klingen lässt. Zwischendurch könnte es aber für meinen Geschmack sogar noch etwas mehr Wumms vertragen. 

MORK liefern hier ein solides, eingängiges Album ab, das vor allem durch seine großen Melodien glänzt. Nach den ersten drei sehr mitreißenden und stilistisch offeneren Songs schwingt das Album allerdings zu eher klassischeren Black Metal-Elementen über, was den Fluss etwas abflachen lässt. Trotzdem unbedingt ein Ohr wert! 

© 2002 - 2024 Der Hörspiegel - Lesen, was hörenswert ist. --- IMPRESSUM --- DATENSCHUTZ