Die Knochenuhren Hot

Michael Brinkschulte   05. Mai 2016  
Die Knochenuhren

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
MP3-CD
Anzahl Medien
3

Rückentext

Metaphysischer Thriller, moralische Betrachtung und Chronik unseres selbstzerstörerischen Handelns – dieser kaleidoskopische Roman mit seiner Vielfalt von Themen, Schauplätzen und Zeiten birst vor Erfindungsreichtum und der Intelligenz, die David Mitchell zu einem der herausragendsten Autoren seiner Generation gemacht haben.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
8,8

Wie ist das Hörbuch umgesetzt?
 
Johannes Steck liest mit seiner markanten, vielfältigen und angenehmen Stimme die ungekürzte Romanfassung, die mehr als 26 Stunden Spielzeit füllt. Steck versteht es glänzend durch gezieltes Stimmspiel einzelne Charaktere herauszustellen, wodurch dem Hörer die Vielschichtigkeit der Handlung etwas aufgebrochen wird. Die Abgrenzung einzelner Abschnitte des Romans durch Glockenschläge, Uhrenticken etc. hilft hier zusätzlich.
 
Die Lesung ist auf drei MP3-CDs in einer DVD-Hülle untergebracht. In der Hülle findet sich ein Booklet, welches neben einer Inhaltsangabe – diese bietet deutlich mehr Einblicke in den Roman, als der Rückentext – auch Angaben zum Autor, zum Sprecher, sowie einen Verweis auf das Hörbuch zu Mitchells ‚Der Wolkenantlas‘.
  
Resümee:
 
Die Geschichte, die David Mitchell in seinem aktuellen Mamut-Werk erzählt, stellt Holly Sykes in den Fokus, deren Leben wir als Hörer von Kindheit bis ins hohe Alter in Teilen mit verfolgen. Hinzu kommen vielfältige weitere Charaktere, deren Bezug zur Geschichte von Holly nicht immer klar herauskommen. 
Sehr ausschweifend schafft Mitchell zunächst den Eindruck, dass es sich um eine ‚ganz normale‘ Story handelt, doch bald kommt für den Hörer die Erkenntnis, dass hier nicht die Lebensgeschichte allein erzählt wird. Vielmehr werden mysteriöse Sequenzen eingebunden, in denen Holly Sykes – und nicht allein sie – mit Zeitsprüngen, seltsamen Begegnungen und mehr in Berührung kommt. Nach einer Begegnung mit einer alten Frau am Fluss vertieft sich gerade dieser Aspekt.
 
Holly, die als 15-jährige mitten in ihrer Pubertät eine Auseinandersetzung mit ihrer Mutter hat, zudem auch noch Stress mit ihrem bereits erwachsenen Freund hat, rückt von Zuhause aus. Weit kommt sie nicht, denn auf einem Erdbeerhof holt sie eine schockierende Nachricht ein. Und damit ist erst ein kleiner Schritt in der langen Handlung angerissen.
 
Verschachtelt, mit zeitlichen Sprüngen, einer unüberschaubaren Masse an Charakteren und unterschiedlichen Protagonisten, erzählt David Mitchell eine interessante, den Hörer jedoch stark fordernde Story, die auch zum Nachdenken anregt. Wer dem Hörbuch lauscht, dem wird schnell klar, dass es wichtig ist, aufmerksam zu lauschen. Wer nebenbei hört, verliert schnell den Faden.
 
Durch die stimmgewaltige Lesung von Johannes Steck, kommt der Roman gut zur Geltung. Zwar hätte eine Verteilung der aus unterschiedlichen Perspektiven geschilderten Ereignisse auf unterschiedliche Sprecher – wie bei ‚Der Wolkenatlas‘ geschehen – möglich gewesen, doch Steck managt die Komplettlesung so gut, dass ein entsprechender Wunsch kaum aufkommt.
 
Tiefgründig, mysteriös, zukunftsorientiert und zuweilen langatmige Unterhaltung, die sicherlich nicht jeden zu begeistern weiß. 

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