Karl May in Hohenstein-Ernstthal - 1921-1942

Karl May in Hohenstein-Ernstthal - 1921-1942 Hot

Michael Brinkschulte   20. Februar 2016  
Karl May in Hohenstein-Ernstthal - 1921-1942

Buch-Tipp

Anzahl Seiten
544
Erscheinungsjahr

Rückentext

War Karl May zwischen 1921 und 1942 in Hohenstein-Ernstthal? – Natürlich nicht, nicht selbst, aber er war dennoch ab 1929 ständig präsent in seiner Geburtsstadt.
Der junge Lehrer Hans Zesewitz (1888-1976) wandte sich 1921 als ehrenamtlicher Verwalter der Hohenstein-Ernstthaler Stadtbibliothek an Mays Witwe wegen einer Bücherspende, die der Verlagsleiter Dr. Euchar Albrecht Schmid erfüllte. Aus diesem ersten Kontakt entwickelte sich ein intensiver Briefwechsel, der Einblick darin gewährt, wie mühsam der Weg war, bis die Stadt 1929 mit einer Gedenktafel am Geburtshaus den zuvor oft geschmähten Dichter offiziell rehabilitierte. Doch damit gab sich Zesewitz nicht zufrieden, sein Ziel was die Errichtung eines Denkmals anlässlich von Mays 100. Geburtstag im Jahr 1942, das mit dem „Karl-May-Stein“ erreicht wurde.
Der Briefband dokumentiert in zwölf Kapiteln, beginnend mit den ersten Ergebnissen der biographischen May-Forschung, die sichtbaren Höhepunkte jener Jahre: die Karl-May-Straße, die Stadt- und Heimatfeste mit Karl-May-Themen, die May-ehrungen, die „Winnetou“-Aufführungen, die Karl-May-Höhle, aber auch Aktivitäten für den Autor abseits der Öffentlichkeit.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
8,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
8,3

Was bei diesem Buch dem Sammler der Gesammelten Werke und anderer Sonderauflagen auffällt ist, dass das Buch zwar in Anlehnung an diese Veröffentlichungen farblich gestaltet ist, der Buchdeckel jedoch aus glatter Pappe besteht und haptisch einen anderen Eindruck macht, als die sonstigen hochwertigen Leineneinbände. 

In diesem fast 550 Seiten starken Band widmet sich Hans-Dieter Steinmetz als Herausgeber mit verschiedenen Autoren den in Karl Mays Heimatstadt erfolgten Geschehnissen, die den berühmten Sohn der Stadt im Gedenken der Bevölkerung verankerte. Nach einem einleitenden Vorwort setzt Steinmetz sich mit der Person des Hans Zesewitz auseinander. Dabei kommen neben Briefwechseln auch Zeitungsauszüge und Fotos zum Einsatz, die das Bild abrunden. 
Es folgen in insgesamt 12 Kapiteln Betrachtungen von unterschiedlichen Gegebenheiten rund um die schon im Rückentext angemerkten Themenfelder sowie weitere wie ‚Die Betreuung von Karl Mays Schwestern‘, ‚Grabsteine für Karl Mays Schwestern und Hermann Waldemar Otto‘ und ‚Der Karl May Gedächtnishain‘. Sämtliche Kapitel stützen sich auf Briefwechsel, die ebenso dargelegt werden, wie auch umfangreiche Dokumentationen durch Fotos, Zeichnungen etc.

Ein bitterer Beigeschmack kommt beim May-Fan auf, wenn im Rahmen der Erstellung des Karl-May-Hains und bei der Einweihung des Gedenksteins deutlich wird, dass gerade hier die Person Mays auch für politische Zwecke genutzt wurde. So hielt die Festrede zur Gedenkstein-Weihe ein SA-Sturmführer, was durch das abgedruckte Programm und Bildbelege dokumentiert ist.

Insgesamt ein durchaus interessantes Buch, das deutlich macht, dass aufgrund der Initiative eines Mannes das Gedenken an Karl May in seiner Heimatstadt erst richtig zum Leben erweckt wurde. Gerade die Fotos von Festspielen sowie aus dem Museum machen deutlich, wie intensiv Karl May bei der Bevölkerung wirkte. Und die Faszination an Karl May und seinen Charakteren ist auch heute noch ungebrochen.

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