Homicide - Ein Jahr auf mörderischen Straßen

Homicide - Ein Jahr auf mörderischen Straßen Hot

Nico Steckelberg   01. September 2011  
Homicide - Ein Jahr auf mörderischen Straßen

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Anzahl Seiten
832
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Erscheinungsjahr

Rückentext

Tatort Baltimore: In der Stadt an der Ostküste der USA geschehen innerhalb eines Jahres 234 Morde – an zwei von drei Tagen wird ein Bürger erstochen, erschossen oder erschlagen. Im Zentrum dieses Hurrikans des Verbrechens steht das Morddezernat unter der Leitung von Lieutenant Gary D’Addario, eine kleine Bruderschaft, konfrontiert mit dem amerikanischen Albtraum: Donald Worden, ein abgeklärter Ermittler am Ende seiner Karriere; Harry Edgerton, ein schwarzer Detective in einer überwiegend weißen Einheit; und Tom Pellegrini, ein engagierter junger Cop, der erst vor kurzem zum Morddezernat gekommen ist und den schwierigsten Fall des Jahres aufklären will – die brutale Vergewaltigung und Ermordung eines elfjährigen Mädchens.
David Simon schuf die legendäre Fernsehserie "The Wire". Der langjährige Polizeireporter der Baltimore Sun war der erste Reporter in Amerika, der unbegrenzten Zugang zum Morddezernat erhielt – er folgte ein Jahr lang den Ermittlern. Seine meisterhafte Reportage, die sowohl den Edgar als auch den Anthony Award gewann, lässt uns hautnah an den Ermittlungen des Morddezernats teilhaben und ist darüber hinaus eine eigene Ermittlung zur amerikanischen Kultur der Gewalt, die nichts von ihrer Brisanz verloren hat.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
10,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
9,3

Was in Deutschland Toto und Harry sind, das David Simon in Baltimore, Maryland, USA, bereits Anfang der 1990er-Jahre getan: Er hat als Journalist Polizisten bei ihren Einsätzen in der Stadt begleitet. Baltimore gilt als eine der US-amerikanischen Städte mit den höchsten Kriminalitätsraten, so dass aus „Baltimore, Maryland“ auch schon einmal scherzhaft „Body more, Murderland“ wird.

Diese zynische Art den Problemen mit schwarzem Humor zu entgegnen steht exemplarisch für die psychischen Bewältigungsstrategien der Beamten, die so manches zu Gesicht bekommen, an dem andere Menschen zweifelsfrei zerbrechen würden. Simon beschreibt diese Mordfälle, den Versuch, sie zu lösen. Und er nimmt seinen Lesern die Hollywood-Illusion, dass das Böse immer gefasst wird und dass jeder für seine Verbrechen zahlt.

Auf über 800 Seiten wird die Ermittlungsarbeit beschrieben, in Dialogen, Detailbeschreibungen der Tatorte, aber auch mit viel Emotion und Feingefühl. Dies hier sind echte Menschen, keine erfundenen Charaktere.

Die Umschlagsinnenseiten des Paperbacks sind bedruckt mit einem Stadtplan von Baltimore (vorn) und dem Organigramm des Baltimore Police Departments. Interessant ist, dass man sich offenbar kurzfristig dazu entschlossen hat, Schauspieler Yaphet Kotto aus der Verfilmung des Stoffs („The Wire“) auf das Titelbild des Buches zu nehmen. Vorab-Coverdarstellungen hatten noch ein anderes Konterfei auf der Vorderseite.

„Homicide“ ist ein bewegendes Buch, das sicherlich nichts für schwache Nerven ist. Aber es ist sehr intensiv und interessant. Weit ab von der Fiktion der CSIs, Monks oder Kojaks der Fernsehwelt. Lesenswert!

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