SKYFALL - Original Motion Picture Soundtrack

SKYFALL - Original Motion Picture Soundtrack Hot

Nico Steckelberg   19. Oktober 2012  
SKYFALL - Original Motion Picture Soundtrack

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

1962 flimmerte zum ersten Mal ein Bond-Streifen des Produzententeams Broccoli/Salzman auf den Leinwänden: „James Bond – 007 jagt Dr. No“. Seither entstanden 22 Kinofilme mit sechs verschieden Schauspielern in der Rolle des Geheimagenten. In wenigen Tagen kommt mit „Skyfall“ der 23. Film in die deutschen Kinos.

Anfangs waren es – neben den Schauspielern und den Drehbüchern auf Basis der Ian-Fleming-Romane - insbesondere die exotischen Drehorte und das opulente Setdesign von Ken Adams, denen die Serie ihren Erfolg verdankte. Doch schon seit „Dr. No“ spielt noch ein weiteres Element eine tragende Rolle: Der Soundtrack. Hier insbesondere das unverkennbare James-Bond-Thema von Monty Norman, das durch John Barrys Orchesterklang erst so richtig zur Geltung kam. Und Barry war es auch, der die frühen Bond-Abenteuer musikalisch in Szene setzte und so den großen auditiven Wiedererkennungswert der Serie kreierte. Seit John Barry 1987 als Komponist aus der Serie ausstieg haben sich viele an seiner Nachfolge versucht. Darunter Michael Kamen und Eric Serra. Am eindrucksvollsten hat es jedoch David Arnold geschafft, Barrys Bond-Feeling in sein musikalisches Werk einzubinden. Legen Sie den Score zu „Casino Royale“ von David Arnold ein, hören Sie den ersten Track und Sie werden die lange Eröffnungs-Actionsequenz vor Ihrem inneren Auge nacherleben können.

Verwundert war ich zu erfahren, dass nicht David Arnold sondern Thomas Newman den Zuschlag für Skyfall erhalten hat. Das hängt gewiss mit der jahrelangen Zusammenarbeit zwischen Regisseur Sam Mendes und Thomas Newman zusammen. Newman darf fast schon als Mendes‘ „Haus- und Hof-Komponist“ bezeichnen werden. Und die vielen Oscar-Nominierungen unterstreichen den potenziellen Erfolg des Vorhabens.

Nun läuft Newmans „Skyfall“-Soundtrack bereits einige Zeit in meinem CD-Player. Für mich sind Bond-Soundtracks immer dann besonders gut, wenn der Score die Melodie des Titeltracks dann und wann wieder aufnimmt. Das hat in der Vergangenheit mal gut und mal nicht so gut funktioniert. Bei „Skyfall“ scheint es keine großartigen Absprachen zwischen Newman als Komponisten und Adele als Titeltrackinterpretin gegeben zu haben. Lediglich in einem Stück („Komodo Dragon“) gibt es einen plakativen Querverweis zum Titelsong. Und das ist wirklich sehr schade. Der Track alleine zeigt, welches Potenzial hier vergeben wurde. Newman setzt hingegen zum einen auf das klassische James-Bond-Thema und den Bond-typischen Akkordwechsel. Eine Nahezu-1:1-Interpretation stellt „Breadcrumbs“ dar, bei dem mir persönlich die Gitarre zu zaghaft gezupft wurde.

Das Album beginnt mit einem spannenden, orientalisch geprägten 5-Minuten-Intro. Es birgt das klare Statement in sich: Das hier ist ein Bond-Soundtrack! Im Verlauf des Scores sind viele elektronische Gitarren mit unterschiedlichen Klangeffekten zu hören. Hi-hats sorgen für den nötigen Drive, auch elektronische Beats fehlen nicht. Monotonere, pulsierende Bass-Spuren sorgen für den nötigen Drive. Seltener werden Flöten eingesetzt, die dann aber immer sehr gut wirken. Partiell schafft es Newman auch, durch neue, eigene Melodien einen echten Bond-Charme aufkommen zu lassen. Das ist beispielsweise beim Stück „Severine“ der Fall, das mich an John Barrys „Moonraker“-Score oder an eine von David Arnolds vielfältige „Casino Royale“-Melodien erinnert – etwas süßlich, verträumt, mit hohen Strings untermalt. Der „Moonraker“-Vergleich gilt auch für einen der letzten Tracks – „Mother“, der allerdings tiefer gespielt ist und durch seine Bläser wundervoll erhaben wirkt. Prägend und neu ist sicherlich das Orientalische in einem Bond-Soundtrack, bzw. die leichten Anleihen zur Weltmusik. Ethnische Percussions sind gewiss kein Novum, dafür jedoch beispielsweise das Hackbrett (Hammered Dulcimer) und vor allem die Melodieführung (vgl. den letzten Track „Adrenaline“). (Übrigens ist der Titeltrack „Skyfall“ von Adele nicht auf der CD enthalten. Er ist als separate Single erhältlich.)

Ist denn der „Skyfall“-Soundtrack nun gut oder nicht? Er ist gut. Nicht so gut wie es beispielsweise „Casino Royale“, Live And Let Die“, „You Only Live Twice“ oder „Goldfinger“ auf ihre Art waren. Aber es ist ein stimmiger Score für einen modernen Actionfilm. Ich werde den Eindruck jedoch nicht los, dass er dem James-Bond-Franchise nicht ganz gerecht wird. Die Wiederholung und Einflechtung des James-Bond-Themes allein ist eben nur die halbe Miete. Und löst man dieses Element heraus, so könnte „Skyfall“ auch nahtlos in einen Jason-Bourne- oder Mission-Impossible-Film hinein passen. Bond jedoch spielt auf einem höheren Level, und das erreicht Newman mit seiner Komposition nicht. Ihm fehlen die großartigen neuen melodischen Ideen, so wie sie David Arnold in seinen letzten beiden Scores „Casino Royale“ und „Quantum of Solace“ in bester John-Barry-Manier fortgeführt hat.

Dennoch freue ich mich tierisch darauf, den Film am 1. November zu sehen und Newmans Soundtrack im Einsatz zu erleben. Denn wie bereits gesagt: Es ist bei weitem kein schlechter Score, ganz im Gegenteil.

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