Crazy Clown Time

Crazy Clown Time Hot

Nico Steckelberg   03. Dezember 2011  
Crazy Clown Time

Musik

Interpret/Band
Label
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

David Lynch ist bestens bekannt für vordergründig unverständliche, in sich verschachtelte Filme. Seine TV-Serie „Twin Peaks“, die zusammen mit Mark Frost kreierte, zählte zu den erfolgreichsten Serien der 1990er-Jahre.

Nachdem Lynch sich bereits in den letzten Jahren musikalisch versucht hatte (er schrieb Teile des Soundtracks zu seinem Film INLAND EMPIRE selbst und hatte eine Kooperation mit Sparklehorse and Danger Mouse), veröffentlicht Lynch in diesem Jahr sein erstes eigenständiges Solo-Album.

Die Stücke auf „Crazy Clown Time“ gehen genau in die Richtung, die Lynch bereits zuvor eingeschlagen hat. Die Atmosphäre von Angelo Badalamentis Cool-Jazz-Stücken aus Twin Peaks schwebt in der Luft, und der Gesamt und die Instrumentierung erinnern stark an Songs wie „Ghost of Love“, die Lynch für INLAND EMPIRE komponierte.

Es ist ein bedrückendes Album geworden, es ist spooky und groovy. Das Genre ist schwer zu beschreiben. Eine Mischung aus Blues, Jazz, Pop, Rock und Alternative. Der häufige Einsatz des Vocoders schafft eine kühle, distanzierte Stimmung.

Ab und an experimentiert Lynch mit der Rhythmik. So stellt „Good Day Today“ einen sehr besonderen Teil des Albums dar: Ein Dance-Beat untermalt von wabernden Synthesizern, darüber Lynchs Vocoder-Stimme, die gelassen singt: “I wanna have a good day today”. Hier schwebt etwas Bedrohliches und Unbehagliches unter der fröhlichen Oberfläche des Stücks mit. Der Song „Pinky’s Dream“ hätte genau so auch aus dem Film „Mulholland Drive“ stammen können. Genau diese Atmosphäre gibt er wieder. Hypnotisch und eindringlich flüstert Lynch in „Noah’s Arc“ seine Texte ins Gehirn seiner Zuhörer. Und mit „Strange and unproductive Thinking“ liefert Lynch einen roboterhaften Monolog, der beinahe schon kein Song mehr ist.

Außergewöhnlich! Lynch-Fans werden begeistert sein. Andere Hörer werden so ihre Zugangsschwierigkeiten zur Musik haben. Das gespenstisch-unbehagliche Gefühl, das in jedem Stück mitschwingt ist beachtlich. „Crazy Clown Time“ ist schlichtweg DER Soundtrack für alle, die mal wieder das Lynch-Feeling spüren wollen, das er mit vielen seiner Filme vermittelt. Mir als eingefleischtem Lynch-Fan gefällt das entsprechend gut.

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