Panikherz Hot

Nico Steckelberg   10. April 2016  
Panikherz

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
13

Rückentext

Eine Reise in die Nacht, eine Suche nach Wahrheit, eine Rückkehr aus dem Nebel


Er wollte genau da rein: zu den Helden, in die rauschhaften Nächte – dahin, wo die Musik spielt. Erst hinter und dann auf die Bühne. Unglaublich schnell kam er an, stürzte sich hinein und ging darin fast verloren. Udo Lindenbergs rebellische Märchenlieder prägten und verführten ihn, doch Udo selbst wird Freund und später Retter. Benjamin von Stuckrad-Barre erzählt eine Geschichte, wie man sie sich nicht ausdenken kann: Er wollte den Rockstar-Taumel und das Rockstar-Leben, bekam beides und folgerichtig auch den Rockstar-Absturz. Früher Ruhm, Realitätsverlust, Drogenabhängigkeit. Und nun eine Selbstfindung am dafür unwahrscheinlichsten Ort – im mythenumrankten »Chateau Marmont« in Hollywood. Was als Rückzug und Klausur geplant war, erweist sich als Rückkehr ins Schreiben und in ein Leben als Roman. Drumherum tobt der Rausch, der Erzähler bleibt diesmal nüchtern. 

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
9,0

Für jemanden, der gerade von seinem ersten Los Angeles-Kurztrip nach Hause kommt und sich als nächstes Hörbuch „Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre vornimmt, für den ist dieses autobiografische Hörbuch eine Offenbarung, startet es doch mit Erinnerungen des Autors, die so präzise das wiedergeben, was man selbst unlängst erfahren und erlebt hat: Das LA-Feeling. Diese Stadt stellt den Rahmen für Stuckrad-Barres Biografie dar, ist sie eine Art rettender Anker für ihn geworden. Doch „Panikherz“ ist nicht allein eine sezierende Liebeserklärung an diese flimmernde Stadt, sondern auch eine an seine persönlichen Helden, seine Musik, Freunde, die Familie und das Leben als solches. Klingt kitschig, ist es aber keinesfalls. 

Nach den ersten drei CDs schleicht sich die Vermutung ein: Der Kerl will mit seinen Erlebnissen auftrumpfen, fühlt sich toll beim Blick zurück und dem, was er in jungen Jahren bereits geschafft hat: Musikredakteur, Produktmanager, Erfolg, Erfolg, Erfolg. Doch bald schon wird deutlich, dass Stuckrad-Barre eine bewusst überhebliche Erzählsicht gewählt hat, um den Menschen zu skizzieren, der er in seinem „ersten Akt“ gewesen ist. In dem Akt vor den Drogen. Denn durch diese Erfahrung ist der Autor gegangen, und er nimmt seine Leser und Hörer erbarmungslos mit. Auf einen Trip durch die Gedanken- und Entscheidungswelt eines Junkies. Das ist schon alles sehr heftig, und lässt das zuvor beschriebene, diesen jungen Erfolgsmenschen, in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Doch der Hörer weiß ja, dass alles gut geht, denn er kenn bereits das Ende der Biografie, welches zugleich der Anfang ist. Und überhaupt – das Ende der Biografie – ist noch lange nicht das Ende des Biografen.

Es ist schön, Stuckrad-Barres ewige Helden als enge Freunde zu erleben. So sind die wichtigsten realen Nebendarsteller dieser Biografie zweifelsfrei Udo Lindenberg und der Schriftsteller Bret Easton Ellis (American Psycho, Unter Null). Aber es gibt unzählige dieser Querverbindungen, Gäste, die man gern in Biografien sieht: Thomas Gottschalk, Rammstein, die Bates, Elvis Costello… die vielen Orte, die man danach gern besuchen möchte – insbesondere LA und Hamburg –, dringend zu hörende Musik und die Bücher, die man unbedingt mal (wieder) lesen müsste.

Kurzum: Es gibt viel zu entdecken, und durch die gekonnte Wortwahl des Autors und seine präzise Interpretation am Mikro (die Geschwindigkeit und die Betonungen sind Klasse) erlebt man die Höhen und Tiefen dieses Lebens tatsächlich persönlich mit. Man muss nur bei ein paar Durchhängern zwischendring durchhalten. Es lohnt sich.

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