Die Spionin Hot

Tanja Trawny   22. März 2017  
Die Spionin

Hörbuch

Untertitel
Gelesen von Luise Helm und Sven Görtz
Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
3

Rückentext

Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho acglüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr ausßergewöhnliches Leben erzählen: vom Mädchen Magaretha Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so gleichsam zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich - erotisch wie politisch - auf ein gefährliches Doppelspiel ein.

ungekürzte Lesung: 3 CD's / 203 Min.
Aus dem Brasilianischen von Maralde Meyer-Minnemann
Gelesen von Luise Helm und Seven Görtz

im Booklet:

Paulo Coelho, geboren 1947 in Rio de Janeiro, ist einer der meistgelesenen Schriftsteller der Welt. Alle seine Romane, insbesondere Der Alchimist, Veronika beschließt zu sterben und Elf Minuten, wurden Weltbestseller, die in 81 Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtauflage von über 210 Millionen in über 170 Ländern erreicht haben. Im August 2010 erschien die erste große Biographie über ihn: Fernando Morais, Der Magier - Die Biographie des Paulo Coelho.

Luise Helm, 1983 in Berlin geboren, wo sie auch nach wie vor lebt. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Rolle als Lisa in der im Jahr 2000 erschienenen Teenager-Kömödie Harte Jungs. In den folgenden Jahren war Luisa Helm bevorzugt in diversen Fernsehkrimis wie Polizeiruf und Tatort zu sehen, spielte aber auch in Kinofilmen ( z. B. Am Tag, als Bobby Ewing starb, 2005) mit. Zudem leiht sie als Synchronsprecherin unteranderem Scalett Johansson und Megan Fox ihre Stimme und ist die Sprecherin bereits etlicher Hörbücher.

Sven Görtz, 1967 geboren, studierte Philosophie in Gießen. Seine Stimme ist sein Markenzeichen. Dies honorierte schon die HR-Bestenliste und zeichnte seine Performance von Unter dem Milchwald aus. Als Autot veröffentlichte er 2010 sein erstes Buch Liebe ist eine besondere Form von Geisteskrankheit. Und unter anderem als Kabarettist ist er seit Jahren mit verschiedenen Live-Programmen im deutschsprachigen Raum unterwegs.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
7,0
Sprecher 
 
8,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
7,8

In den Anmerkungen des Autors offeriert Paulo Coelho dem Hörer, dass es sich bei seinem Roman nicht um eine Biographie Margaretha Zelle handelt, einige Zeitgeschehnisse in ihrem zeitlichen Ablauf varriiert wurden, sowie, dass er als Autor einige Szenen miteinander habe verschmelzen lassen und sich die autorische Freiheit gegnommen  habe, ein paar Dialoge zu schaffen und gewisse Ereignisse  auszulassen.

Dadurch gelingt es dem Autor, wie ich finde, geschickt, dem Hörer Margaretha Zelle zu skizzieren. Die Mischung aus männlichem Erzähler für den Epilog und den Anwalt zum Schluss sowie weiblichen Erzählerin, welche in einer Art Rückblick ihre eigene Geschichte aus ihrer eigenen Perspektive neutral, phasenweise etwas kühl, berechnent, sehr direkt ohne grosse Emotionen für ihre Tochter in einem Brief in ihrer Gaft verfasst und uns Hörern, während sie schreibt, teilhaben lässt an ihren Gedankengängen, ist gut gewählt. Partiell empfinde ich es jedoch zu sachlich und unterkühlt erzählt.

Etwas mehr Licht in die Vergangenheit, welche aus realen Fakten zu bestehen scheint, legt der Autor zum Schluss mit dem Brief von ihrem Anwalt, welchen er Mata Hari schreibt, mit der Gewissheit, dass sie diesen nie erhalten wird,  offen. Darin ist sehr viel Wärme und unerfüllte Sehnsucht, auch in den Klang seiner Stimme. Als Hörer fühlt man regelrecht mit der Frau, welche zu ihrer Zeit als eine der ersten Feministinen gegolten haben durfte und durch ihren Drang, für sich prinzipiell einen Vorteil zu verschaffen im luxeriösem, gesellschaftlichen Bereich zwischen die Fronten im ersten Weltkrieg geraten ist, ohne tatsächlich nachweislich jemals als Spionin gearbeitet zu haben.

Paulo Coelho scheint sich regelrecht beim Schreiben in Margaretha Zell hineinversetzt zu haben und hinter ihre Fassade geschaut zu haben. Er skizziert sie selbst und ihre "Kunstfigur" Mata Hari als eine femme fatal, suchend nach Aufmerksamkeit und Bestätigung, welche sie sichals exotische Tänzerin Mata Hari, Verführerin und Mätresse männlicher und weiblicher Bewunterer holte. Sie gewann dadurch Unabhängikeit, Ansehen und Prominenz.
Was dazu führte, dass sie von den unterschiedlichen Staaten als Agentin in Betracht gezogen worden war. Und hier nutze sie ihren Vorteil, nahm das Geld, genoß unbeschwert weiter ihr Leben... und lieferte nie.  Wenigstens wenn man den Nachworten des Autors glauben kann. H21, eine Doppelspionin, welches es eigentlich nicht gab, einen Justizirrtum zugrunde gelegen haben scheint und sich auf Grund der damaligen Verhältnisse, den Menschen, welche sich während des Gerichtsprozesses gegen sie gewendet hatten, durch ihre zuvor zu unbedachte Handlung (Geld nehmen von den Deutschen um zurück nach Paris zu kommen) ihr Leben verlor.

Fazit:
Insgesamt ein interessantes Hörbuch, welches mich inhaltlich gefesselt hat, jedoch durch die extreme sachliche, nüchterne Erzählweise von Luise Helm etwas an Charme verliert. 

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