Becks letzter Sommer

Becks letzter Sommer Hot

Nico Steckelberg   12. September 2015  
Becks letzter Sommer

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Verlag
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
8

Rückentext

Robert Beck wollte einst Musiker werden, doch stattdessen setzte er auf Sicherheit und wurde Lehrer. Nun ist er Ende dreißig und angeödet von seinem Leben. Bis er in seiner Klasse den Außenseiter Rauli Kantas aus Litauen entdeckt. Ein Musikgenie, das singt und E-Gitarre spielt wie ein junger Gott. Beck will ihn als Manager groß ausbringen, allerdings nicht nur aus Selbstlosigkeit: der Junge ist gleichzeitig seine letzte Chance, um sich seine Träume von der Musikkarriere doch noch zu erfüllen. Aber wie Beck hat auch der rätselhafte Rauli seine Geheimnisse... Der Beginn eines Sommers, in dem noch einmal alles möglich scheint – und alles auf dem Spiel steht. Denn die Suche nach einem Label gestaltet sich für Beck schwieriger als gedacht, seine Beziehung zur Studentin Lara hängt am seidenen Faden, und sein bester Freund, der Deutschafrikaner Charlie, zieht den Ärger magisch an. Alle Figuren sind auf einem langen Weg zu sich selbst, und sie werden ankommen – wenn auch nicht immer da, wo man es erwartet. Denn am Ende muss Beck sich entscheiden, wie viel er für seine Freiheit wirklich zu opfern bereit ist. Becks letzter Sommer ist Künstlerroman, Roadmovie und eine universelle Geschichte über die Musik, die Liebe und das Leben. Schräg, witzig, weise und berührend.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
9,0
Aufmachung 
 
7,0
Gesamtwertung 
 
8,3

Robert Beck hat früher in einer Band gespielt. Nun ist er Lehrer, und die Musik ist von der zentralen Lebensstrategie zu einem fernen Wunschtraum geworden. Mit fast 40 fängst du nichts neues mehr an. Dann kommt der litauische Rauli in seine Klasse, und Beck erkennt in ihm alles, was es braucht um zum Musik-Megastar zu werden. Beck steckt Zeit in den Siebzehnjährigen, schreibt Songs für ihn, organisiert ein Konzert und versucht als dessen Manager einen Plattendeal für ihn zu bekommen. Dumm nur, dass Rauli ein notorischer Lügner zu sein scheint, und auch ansonsten sein Leben nicht wirklich im Griff hat. Genauso wenig wie Beck selbst. Er trauert den Möglichkeiten hinterher, die er als junger Mann ausgeschlagen hat, verehrt heimlich eine seiner Schülerinnen, fährt seine aktuelle Beziehung in die Sackgasse. Das einzige, was nach Plan zu laufen scheint, ist Becks Projektion der eigenen Wünsche auf Rauli.

„Becks letzter Sommer“ hat alle Erfolgsfaktoren eines Coming-of-Age-Romans. Mit einem Protagonisten, der bereits mitten in der Midlifecrisis steckt. Christian Ulmen passt perfekt zu der Figur „Beck“, und seine Lesung bringt Becks Text noch mal ein Level näher an die Erfolgstitel des Genres heran: Die Stimmung und der „Vibe“ des Romans erinnern phasenweise an Sven Regeners „Herr Lehmann“, Benjamin von Stuckrad-Barres „Solo-Album“ oder Wolfgang Herrndorfs „Tschik“. Die Dynamik dieser Geschichte funktioniert über einige wenige eingebaute Zeitsprünge. Die Hauptstory ist noch zu D-Mark-Zeiten angesiedelt. Einige Randnotizen des Autors Benedict Wells erwecken Beck zu einer realen Person, denn er bereichtet aus der Gegenwart über Mailwechsel und Telefongespräche mit Beck. Ein schöner Einfall, den Wells sehr gut umgesetzt hat.

Eines ist jedoch sehr bemerkenswert: Dieser Roman regt dazu an, das eigene Leben zu reflektieren. Welche Träume haben wir noch nicht verwirklicht? Eine von Becks wichtigsten Erkenntnisse im Buch ist: „Wenn du alt bist, bleiben dir nur noch Erinnerungen. Und dann wirst du dich sicher nicht dafür verurteilen, dass du zu wenig Zeit im Büro verbracht hast.“
Einfach mal drüber nachdenken. Benedict Wells bringt diese Pointen in keiner Weise mit der Moral-Keule. Das alles ist ein „Flow“, und man merkt kaum, dass Becks Motive und Überlegungen mehr sind als nur ein Überbau für eine witzige Story. Hier steckt jede Menge Psychologie und eine beeindruckende Auffassungsgabe des Autors drin.

Fazit: „Becks letzter Sommer“ ist wie ein guter Song: Anspruchsvoll, aber nicht verkopft. Mit einer reizvollen Melodie. Aber vor allem ist er authentisch, emotional und sympathisch. Manchmal muss man eben nur die Augen öffnen um zu sehen, wie viel Zauber im Mittelmaß liegen kann.

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