Helrunar: 'Eine rohe, ungezähmte Wildheit'

Helrunar: 'Eine rohe, ungezähmte Wildheit' Hot

Markus Skroch   23. Juni 2009  
Helrunar: 'Eine rohe, ungezähmte Wildheit'

Interview

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Einleitung
Mit Grátr wurde Helrunars Debüt-Album neu aufgelegt, und jünst gab es einen Line-up Wechsel. Wir sprachen mit Sänger und Texter Skald Draugir.

Das Interview

Hörspiegel: Euer Debut-Album "Grátr" wurde soeben neu aufgelegt. Somit ist dieses Sammlerstück endlich für ein größeres Publikum zugänglich. Ich kannte "Grátr" vorher nicht, und war sehr begeistert. Wie stehst Du heute, sechs Jahre später, zu Eurem Erstlingswerk?

Skald Draugir: Nach wie vor mögen wir es sehr gern. „Grátr“ hat irgendwie eine rohe, ungezähmte Wildheit, die unseren späteren Alben vielleicht fehlt. Das ist uns speziell im Rahmen des Re – Releases aufgefallen... möglicherweise beeinflusst das sogar unsere Kompositionen für das nächste Album.

Hörspiegel: Deine Texte waren schon immer sehr intelligent, fernab von Kitsch. Wie gehst Du an einen Liedtext heran? Sammelst Du ständig Fragmente, die Dir einfallen, oder schreibst Du einen Text eher am Stück?

Skald Draugir: Zunächst einmal ein Dankeschön für diese Bemerkung! Im Prinzip mache ich es auf beide Arten und Weisen. Mal braucht ein Text Ewigkeiten, bis er vollendet ist und mehr und mehr Fragmente kommen hinzu, oder ich recherchiere ein wenig dafür. Manchmal fließt er direkt beim ersten Mal komplett aus der Feder.

Hörspiegel: Ihr habt teilweise auch norwegisch-sprachige Texte. Studierst Du etwas in der Richtung? Werdet Ihr auch in Zukunft anderssprachige Texte einsetzen?

Skald Draugir: Ja, ich studiere Skandinavistik bzw. Nordische Philologie. Das Spiel mit anderen, besonders alten Sprachen zur Unterstützung von Aussage, Ausdruck und Atmosphäre wird auch weiterhin Teil unserer kreativen Arbeit sein.

Hörspiegel: Bei Helrunar gab es personelle Veränderungen, und es sind zwei neue Festivalauftritte geplant. Habt Ihr einen neuen Gitarristen gefunden?

Skald Draugir: Ja, allerdings handelt es sich bei unseren neuen Gitarristen – denn es sind zwei, von denen einer schon früher als Session – Mitglied für uns tätig war – nicht um feste Bandmitglieder. Helrunar wird weiterhin als Zwei – Mann – Projekt fortgeführt.

Hörspiegel: Wie, denkst Du, wird sich das künftige Songmaterial durch den Line-up-Wechsel vom bisherigen unterscheiden?

Skald Draugir: Das lässt sich schwer sagen, wenn man selber im Songwriting steckt. Wir haben den Eindruck es ist düsterer und kälter, bisweilen auch ein wenig experimenteller, allerdings in einem erträglichen Rahmen. Letztendlich muss der Hörer urteilen.

Hörspiegel: Wie würdest Du die momentane Stimmung in der Band beschreiben?

Skald Draugir: Gut im Prinzip... ein wenig gestresst vielleicht, aber das hat eher mit dem Berufsleben außerhalb der Band zu tun. Vor allem herrscht Vorfreude auf die Live – Konzerte und den nächsten Studioaufenthalt.

Hörspiegel: Für wann ist ein neues Album geplant?

Skald Draugir: 2010.

Hörspiegel: Seit ein paar Jahren ist Pagan-Metal in Deutschland sehr im Kommen, und man könnte fast meinen, dass jeden Tag eine neue Band entsteht, die über Odin singt. Dabei hat man den Eindruck, dass nur wenige dieser Bands sich wirklich eingehend mit der nordischen Mythologie beschäftigt haben. Wie stehst Du zu der momentanen Pagan-Metal-Szene in Deutschland?

Skald Draugir: Ich sehe das sehr kritisch. Das meiste Material ist – vor allem textlich – schlecht, wenn überhaupt recherchiert, platt, idealisierend und ideologisierend. Die Musik ist allzu oft die selbe... sie wird gern als mittelalterlich angesehen, ist aber im Prinzip nur ein zusammengeklaubter Mix aus Irish Folk, diversem Flöten- und Dudelsack – Ramsch und (Heavy) Metal. Der Tiefgang und die Weisheit, welche sich in den Mythen verbergen werden kaum thematisiert, statt dessen stehen platte Schlachtenästhetik á la „Der 13te Krieger“ oder Metgelage in Vordergrund. Als Unterhaltungsmedium mag das O.k. sein, wenn man aber den Eindruck vermittelt, es gehe hier um ursprüngliche, spirituelle Inhalte ist es bedenklich.
Die meisten Bands parodieren im Prinzip eher, was sie eigentlich glorifizieren wollen, und merken es nicht einmal.

Hörspiegel: Welche sind Deine persönlichen Lieblingsbands?

Skald Draugir: Es gibt so einige. Im Moment höre ich viel Wardruna, Primordial und Drautran, sowie diverse Neofolk– und Postrock–Sachen.

Hörspiegel: Danke für das Interview, Du hast die letzten Worte.

Skald Draugir: Danke für das Interview und die Unterstützung! An alle Fans: Wir sehen uns!

Weblink

http://www.helrunar.com/

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