Castles Hot

Alina Jensch   06. Juni 2019  
Castles

Musik

Interpret/Band
Label
Veröffentlichungs- Datum
31. Mai 2019
Format
  • CD
  • Download

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
5,0

Die leidige Sache mit den Erwartungen: Man weiß, dass man eigentlich keine haben sollte, um sich vor Enttäuschungen zu schützen, aber dann hat man sie irgendwie doch. Erst recht, wenn Daniel Tompkins, seines Zeichens Gesangs-Wunderkind der Senkrechtdurchstarter TESSERACT und des grandiosen Projekts WHITE MOTH BLACK BUTTERFLY, sowie SKYHARBOR, sein Solodebüt auf den Markt wirft.

Seit vier Jahren ist die Scheibe „Castles“ nun schon fertig und erscheint jetzt via Kscope. Enthalten sind 13 Stücke, wobei es sich genau genommen nur um sieben tatsächliche Songs und sage und schreibe sechs Alternativversionen handelt. Hier zeigt sich dann auch, dass das Album doch nicht ganz so solo erschaffen wurde, denn neben Eddie Head, der bereits am Songwriting der Originale beteiligt war, hat Dan die Neuinterpretationen der Songs gänzlich anderen Musikern und Produzenten überlassen. 

Zuerst die große Überraschung: Das ganze Album ist extrem elektronisch, von pulsierenden Beats und wummerndem Bass getragen. Gitarren kann man finden (z.B. „Cinders“), muss aber suchen, verschachtelt spannendes Songwriting fehlt dagegen gänzlich. Des Weiteren sind alle Songs eher langsam, ruhig, melancholisch und gefühlvoll. So richtig möchten die Emotionen zumindest in den Originalversionen aber nicht zünden. Vielleicht sind es die recht präsenten Dubstep- und Trip-Hop-Einflüsse, die das Ganze irgendwie kühl distanziert wirken lassen. 

Drei Perlen (mit den Alternativversionen sogar sechs) gibt es aber definitiv – „Saved“, „Castles“, und „Limitless“, die allesamt mit schönen Melodien und einem sehr atmosphärischen Gewand aufwarten. Ganz besonders in Acle Kahneys sehr dichter und sphärischer Version von „Saved“, sowie Paul Ortiz Version selbigen Songs in einer sehr flotten, aufgeweckten Interpretation mit einem coolen 80s Videogame Vibe. Dmitry Stepanov schnappte sich hingegen „Limitless“ und gab dem eher minimalistischen Song einen überzeugenden Metal-Anstrich mit singenden Gitarren, groovigem Bass, Schlagzeug und ordentlich Dramatik. 

Ganz zentral, natürlich!, steht Dans Gesang und der ist und bleibt einfach großartig. Tatsächlich schöpft er hier aber nicht sein volles, bekanntes Potential aus und verwendet stattdessen hier und da durchaus gelungene Effekte. Wenn wir „Castles“ als Soloalbum eines Sängers bezogen auf den Gesang betrachten, dann ja, ist das ein gutes Werk. Die Mehrzahl der Songs als solche sind aber zu gefällig, teilweise geradezu uninspiriert und zeigen kaum Wiedererkennungswert.


Anspieltipps:

Limitless (feat. Dmitry Stepanov): https://youtu.be/a8VytMwqYw0
Saved (feat. Acle Kahney): https://youtu.be/WgNNZoN3eho

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