Puerta Sur

Puerta Sur Hot

Nico Steckelberg   16. Mai 2009  
Puerta Sur

Musik

Veröffentlichungs- Datum
15. Mai 2009
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Man stelle sich vor: Einen Contrabass, eine Violine und eine Sängerin. Und? Fehlt das nicht etwas, um eine klassische Musikgruppe daraus werden zu lassen? Percussion oder Schlagzeug vielleicht? Gitarre oder Piano als Harmonie-Instrumente eventuell? Lassen Sie mich diese Frage zum Ende dieses Reviews beantworten.

Marcela Arroyo (Gesang), Andreas Engler (Violine) und Daniel Schläppi (Bass) haben gemeinsam das Album „Puerta Sur“ für das Label Catwalk Jazz eingespielt. Das Fehlen eines Band- oder Formationsnamens mag irritieren, oder ist „Puerta Sur“ nicht nur der Albumname, sondern auch der Name des Trios? Wer weiß. Die drei schweizer Musiker spielen keinen typischen Jazz. Das rührt einfach aus der musikalischen Herkunft der Musiker: Tango, Klassik und Jazz. Das faszinierende Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen.

Auf „Puerta Sur“ finden sich Klassiker der Tangotradition, Kompositionen von Astor Piazzolla und selten gespielte Stücke aus der volkstümlichen Überlieferung. „Das Repertoire von ‚Puerta Sur’ ist voller Kreativität und Überraschungen. Die Adaptionen des Trios leben vom Wechselspiel zwischen Instrumentalimprovisation, arrangierten Partien und der ergreifenden Stimme von Marcela Arroyo.“ (Auszug aus der Release-Information) Dem ist aus meiner Sicht nicht viel hinzuzufügen.

Ich bin kein Freund der minimalistischen Musik, aber was Arroyo, Engler und Schläppi hier aus der kleinstmöglichen Besetzung herausholen, ist unfassbar. Man höre sich nur einmal die Stücke „Escándalos privados“, „Los Pájaros perdidos“ oder „Yo soy María“ an. Diesen Lieder fehlt nichts. Gar nichts! Sie sind perfekt wie sie sind, sie lassen nichts vermissen. Und damit sollte die provokative Eingangsfrage ausreichend beantwortet sein. Dennoch ist es sicherlich kein Album für jeden Tag. Man muss dazu in der Stimmung sein.

„Purta Sur“ lebt von der Melancholie der argentinischen Motive, den geschickten und teilweise außergewöhnlichen Arrangements, der bewegenden Stimme von Marcela Arroyo und der Tatsache, dass dieses Album sehr viel mehr zu bieten hat als die Summe seiner musikalischen Einzelteile vermuten lässt.

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