"Equal goes it loose"
Heinrich Lübke redet für Deutschland

© 2005 Kunstmann
Rückentext:
Das waren noch Zeiten, als Heinrich Lübke für Deutschland sprach! »Equal goes it loose«, sagte er 1965 zur englischen Königin im Garten von Schloss Brühl kurz vor dem Zapfenstreich. Oder: »Die Finnländer könnten eigentlich Westfalen sein«, oder: »Jeder von uns hat eine Mutter«. Geflügelte Worte, tiefe Einsichten, zeitlose Wahrheiten. Seine Parteifreunde haben seine zahlosen sprachlichen Fehlgriffe schier in den Wahnsinn getrieben, und 1965 schrieb der Spiegel: »Irgendwer muss Frau Lübke auch sagen, dass sie auf Staatsbesuchen ihren Mann nicht mit dem Ruf ›Heini, wir gehen zu Bett‹ ins Quartier beordern kann.« Aber »Pardon« ließ auf diesen Bundespräsidenten nichts kommen und veröffentlichte eine legendäre Langspielplatte: Heinrich Lübke redet für Deutschland. Eine Verteidigungsrede. Diesen Spaß können Sie jetzt wieder haben.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Ich persönlich habe ihn ja nicht in seiner Amtszeit erleben dürfen. Die Rede ist von Heinrich Lübke, dem deutschen Bundespräsidenten in den Jahren 1959 bis 1969. Das ist schade, denn in einer Mediengesellschaft wie der heuigen, hätte der Mann es freilich zum – wenngleich auch ungewollten – Comedian gebracht.

Lübke galt nie als Mann der großen Reden. Aber er redet gern vor großen Mengen. Ihm machte es nichts aus, wenn er mal den roten Faden verlor oder sogar den Ort vergaß, in dem er sprach. Er reiste gern und brachte deutsche Kultur ins Ausland. Und umgekehrt. „Equal goes it loose“, wie er einmal den Ausspruch „Gleich geht es los“ frei und wortwörtlich ins Englische übersetzte, heißt nun auch die satirische Aufbereitung des Wesens des Herrn Lübke, die nun auf CD im Kunstmann-Verlag erschien.

„Heinrich Lübke redet für Deutschland“ lautet der Untertitel, und man möchte fast im Boden verkriechen bei den O-Ton-Ausschnitten, die man so zu hören bekommt. So viele gute Taten er auch in seiner Amtszeit geleistet haben mag, Herr Lübke hätte sich besser nicht an Erich Kästners Spruch „Tu gutes und sprich darüber“ gehalten, denn Letzteres gehörte offenbar nicht zu seinen Stärken.

Ein amüsantes Stück deutscher Geschichte, möchte ich sagen. Der Preis (14,90 EUR) erscheint mir in Anbetracht der gerade einmal 35 Minuten Laufzeit hingegen ein wenig zu hoch. 7 Punkte gibt es von mir. "Nur" 7, hauptsächlich wegen des nicht überzeugenden Preis-Spielzeit-Verhältnisses.
 

Hörspiegel-Skala:
ENDERGEBNIS
(Nico Steckelberg, © 2005 Der Hörspiegel )