präsentiert:

Ein Interview mit

Nikolaus Hartmann & Sascha Gutzeit
www.Meteor-Hoerspiele.de


Nico: Wann habt Ihr Euch dazu entschieden, Euren Lebensunterhalt mit Hörspielen zu verdienen?

Sascha: Nachdem wir die ersten Manuskripte, die eher spontan entstanden sind, fertig hatten, war uns klar, daß wir die Sache auf jeden Fall professionell angehen wollten. Wir haben schnell erkannt, daß sich unsere Qualitäten und Fähigkeiten perfekt ergänzen.

Sascha Gutzeit und Nikolaus Hartmann (c) MeteorNico: Inwieweit hat Eure Präsenz im Vollplaybacktheater zur Entschlussfindung und letztlich auch zum großen Erfolg beigetragen?

Sascha: Das VPT hat dazu beigetragen, daß man über eine neue Art, sich mit Hörspielen zu beschäftigen, nachdenkt. Beim Publikum sowie bei uns beiden. Die Sache mit der "Rocky Beach Radio Show" war "nur" ein Projekt von uns allen, aber sie hat einen Blick hinter die Kulissen der Hörspielwelt gewährt und Nikolaus und mir war klar, daß wir einen Unterschied machen müssen.

Nikolaus: Überhaupt haben wir uns über das Vollplaybacktheater erst kennengelernt.

Nico: Ist es schwer, seine eigene Hörspielfirma zu gründen? Wenn ich allein an den Vertrieb, die Gema und sonstigen Rechte und Pflichten denke... Da steht man doch sicherlich zunächst vor einem riesigen Berg voller Fragezeichen!?

Sascha: Sicherlich war es eine Menge Papierkram und man lernt ständig dazu. Wir sind neben dem Tonstudio ja auch ein Verlag und eine Plattenfirma.

Nikolaus: Der Berg voller Fragezeichen... nettes Bild. Es ist hinterher schön, sich umzublicken und sagen zu können "Mann, das haben wir alles selbst geschafft!". Und zum Glück kommen immer neue Herausforderungen, denen man sich stellen kann.

Nico: Gibt es hartes Konkurrenzdenken in der Hörspielbranche? Wie werden „Neueinsteiger“ aufgenommen?

Sascha: In der Branche haben wir keine Konkurrenz zu spüren bekommen. Da schließt ja ein Produkt nicht das andere aus. Wir beleben diese Szene schließlich gemeinsam.

Nikolaus: Steine wurden uns nicht in den Weg gelegt. Sicherlich will jeder sein Hörspiel so oft wie möglich verkaufen, aber das schafft man ja nicht, indem man die der anderen schlecht macht. Im Gegenteil können wir nur froh sein, daß es noch andere Hörspielmacher gibt, denn von da gibt es immer wieder neue Impulse und ich hoffe, daß wir selbst auch welche geben können.

Gemischte Horror-Covers (c) MeteorNico: War es schwierig für Euch, mit einer Serie aus eigener Feder – gerade aus dem Bereich des Horror-Genres – auf dem bundesweiten Hörspielmarkt Akzeptanz zu finden, Euch letztlich zu etablieren? Wäre es nicht einfacher gewesen, ein „bekanntes Konzept“ zu vertonen?

Sascha: Sicherlich war es ein Risiko, aber, wie gesagt, wir wollten einen Unterschied machen. Und, daß wir "bekannte Konzepte" folgen lassen würden, war uns von vornherein klar.

Nikolaus: Außerdem kann man "Horror-Hörspiele" ja nicht als gänzlich unbekanntes Konzept bezeichnen. Es war uns schon klar, daß gerade für dieses Genre eine breite Akzeptanz besteht.

Nico: Klaro. Waren die Kritiken damals überwiegend positiv oder auch schon mal verhalten?

Sascha: Anfangs waren die Kritiken sicherlich oft verhalten und wenn ich jetzt an unsere ersten Produktionen denke, kann ich das gut nachvollziehen. Es macht aber auch deutlich, welchen Weg wir gegangen sind und das macht mich stolz.

Nikolaus: Die allererste Kritik, die ich las, war allerdings vernichtend! Ich habe den Schock noch immer nicht ganz verwunden und versuche, immer bessere Hörspiele zu machen.

Nico: Also wird die Horror-Serie fortgesetzt...?!

Sascha: Natürlich! Folge 9 ist bereits zur Hälfte im Kasten und das Skript zu Folge 10 ist auch fertig. Wir möchten nur nicht von der Stange produzieren und haben uns jetzt erstmal Zeit für "Sieben Siegel" und unsere Kinderserie genommen.

Nico: Braucht man eigentlich ein einschneidendes Kindheitserlebnis um solch blutrünstige, makabre Geschichten wie Eure Horror-Serie schreiben zu können?

Sascha: Nö, ich glaube nicht. Uns macht es nur Spaß, uns auszutoben.

Nikolaus: Mein einschneidendes Erlebnis waren die Jack Arnold-Filme im Dritten Programm. Die haben mich als 11jährigen ganz schön mitgenommen. Nachher lief dann aber immer das "Making of..." und da war ich so fasziniert von den vielen Tricks und Effekten, daß ich in späteren Filmen immer nach den Nylonfäden an den Monstern gesucht habe. So empfand ich Horror-Filme immer als belustigendes Suchspiel – und manche "SpecialEffects" aus älteren Filmen sind wirklich zum Schreien komisch.

Nico: Ihr habt ja mittlerweile schon mit so manchem Sprecher in Eurem Studio zusammen gearbeitet. Wer waren die bekanntesten?

Sascha: Wir machen da definitiv keinen Unterschied zwischen "bekannten" und "unbekannten" Sprechern. Die machen alle ihren Job. Aber wenn ich die populärsten nenne sollte, dann würde ich Lutz Mackensy, Daniela Hoffmann, Thomas Danneberg und Andreas von der Meden nennen.

Nikolaus: Ich würde gerne noch Reinhilt Schneider nennen – eine meiner Lieblingsstimmen.

Nico: Euer Aufnahmestudio befindet sich direkt unter dem Dach eines mehrstöckigen Hauses und ist nur über eine sehr (!!) lange, steile Treppe zu erreichen. Kein Fahrstuhl. Kein Treppenlifter. Da gab es doch bestimmt schon mal den einen oder anderen Kommentar von, nun, sagen wir mal, nicht ganz so sportlichen Sprechern, oder?

Sascha: Kommentare gibt es eigentlich nur im positiven Sinne und wir haben immer Luftmatratzen, Trinkwasser, Massagebänke und Sauerstoffflaschen parat!

Nikolaus: Manchmal sagen wir einfach den Nachbarn von untendrunter bescheid, daß sie auf dem Weg Snacks reichen sollen.

Illustration (c) SiebenSiegel.deNico: Bitte erzählt doch ein wenig über die bald erscheinende neue Hörspielserie „Sieben Siegel“. Wer sind die Charaktere, wer spricht sie und worum geht es eigentlich dabei?

Sascha: "Sieben Siegel" handelt von Kyra, Lisa, Chris und Nils, vier Jugendlichen, die Träger dieser magischen Zeichen sind. Diese ziehen die bösen Mächte an und so geraten die Vier ständig in ...

Nikolaus: ... Abenteuer. Punkt! Mehr verraten wir nicht, denn wir würden nur abschweifen.
Auf www.SiebenSiegel.de kann man einiges zu den Geschicheten und den Charakteren nachlesen.

Nico: Wie seid Ihr auf die „Sieben Siegel“-Saga aufmerksam geworden?

Sascha: Unser Grafiker Thorsten Anders kannte den ersten Band und gab ihn mir eines Tages, als wir auf der Suche nach einer weiteren Serie waren. Ich hab's gelesen und war so begeistert, daß ich mir direkt alle anderen Bücher auch noch besorgt habe.

Nikolaus: Und während Sascha noch las, habe ich die Lizensierung in die Wege geleitet – wieder mal Papierkram, der sich gelohnt hat.

Sascha: Boah, das ging schnell!

Nico: Demnach kam die Idee, die „Sieben Siegel“-Bücher zu vertonen, von von Euch und nicht vom Autoren Kai Meyer?

Sascha: Es war unsere Idee, aber – wie wir dann erfuhren - hatte Kai auch schon lange davon geträumt.

Nico: Welches war die aufnahmetechnisch bzw. dramaturgisch schwierigste Szene?

Sascha: Das ist kaum zu beantworten. Am schwierigsten war meiner Meinung nach das "Sounddesign", da viele Dämonen, Geister und Hexen vorkommen, die auf jeden Fall unterschiedlich klingen mußten.

Nico: Erzählt doch mal ein paar witzige Storys von den Aufnahmen.

Sascha: Das ist alles schwierig rüberzubringen, es gab viele tolle Momente. Spontan fällt mir ein, daß ich, als ich die Geräusche eines Totenschädels aufgenommen habe, der zermalmt wird, im Flur (mit nur Bademantel und Lederschuhen an) Knäckebrot zertreten habe. Nikolaus hat mich daraufhin nur angesehen, als wäre ich ein Dämon aus einer der Geschichten! Yeah!

Nikolaus: Der Knäcke-Killer! Mir haben vor allem die Aufnahmen mit F.J. Steffens gefallen. Der war so gerne in unserem Studio, daß er, selbst als alle Szenen im Kasten waren, nicht vom Mikro wegzubekommen war. Ich denke, es hat ihm wirklich so viel Spaß gemacht, wie uns, auch wenn Sascha meint, er hätte bloß keinen Bock auf die lange Treppe nach unten gehabt.

Nico: Nun eine etwas unverschämtere Frage: In welcher Auflage werden die Tapes und CDs der „Sieben Siegel“-Saga vertrieben?

Sascha: Potzblitz, so was Intimes! Ich frage ja auch nicht nach Deinem Sexualleben.

Nico: Das wäre wohl auch nicht zu empfehlen!

Nikolaus: Wir haben nur 200 machen lassen. Also schnell in den Laden und 5 Stück kaufen, damit man die dann bei ebay teuer versteigern kann!

Sascha: Wir haben in Wirklichkeit leider nie die Rechte für "Sieben Siegel" bekommen. Schade, jetzt müssen wir die 250000 Tapes selber hören oder auf Plattenbörsen verscherbeln.

Nico: Wann geht es los?

Nikolaus: Die erste Folge erscheint am 9. September. Die Folgen 2 und 3 dann am 14. Oktober und die nächsten zwei dann am 11. November.

Nico: Auf Eurer Homepage steht seit kurzem auch die Überschrift „Audiobooks“. Habt Ihr etwas in Planung?

Nikolaus: Nein, das steht da auf Verdacht. Quatsch! Natürlich sind wir in der Richtung aktiv. Mehr Antwort darauf gibt Saschi zur nächsten Frage.

Nico: Ihr berichtet in Euren Newslettern – ganz geheimnisumwoben – von einer weiteren neuen Hörspielserie aus dem Hause Meteor. Könnt Ihr uns schon etwas verraten?

Sascha: Das haben wir ja jetzt schon: Eine Serie für die ganz Kleinen namens "Dringo" wird im Winter mit drei Folgen à 2 Geschichten an den Start gehen und kurz darauf geht es mit diversen Audiobooks los.

Nikolaus: Das mit der Geheimniskrämerei liegt uns eigentlich gar nicht so. Es ist im Gegenteil ganz schön schwierig, die tollen Dinge, die man vorhat, nicht einfach auszuplappern.

Nico: Sascha, was macht eigentlich Deine Musik?

Sascha: Alles läuft prima! So wie es meine Zeit erlaubt spiele ich Konzerte – mit und ohne Band – und, wenn alles klappt, nehme ich im November endlich eine neue Studioplatte auf. Check auch die www.Sascha-Gutzeit.de für Neuigkeiten.

Nico: Was war Eure persönliche Lieblingshörspielserie in Euren Kindertagen?

Sascha: Die Töpfchenhexe, Zauberer Zack-Zarack, die drei ??? und die ollen Winnetou-Platten mit dem erotischen Lex Barker vornedrauf.

Nikolaus: Ich hatte eine Kassette von Hexe Schrumpeldei mit Reinhilt Schneider, die rauf und runter lief. Und ein paar Märchenkassetten von Maritim.

Nico: Vielen Dank für das Interview! Euch seien nun die letzten Worte gegönnt!

Sascha & Nikolaus: Kauft unsere Hörspiele! Danke und Tschööh!
 

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