Psychedelic Pill

Psychedelic Pill Hot

Sören Wolf   19. November 2012  
Psychedelic Pill

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
26. Oktober 2012
Format
  • CD
  • Download
  • Vinyl
Anzahl Medien
2

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Kaum ein halbes Jahr ist vergangen seit das Coveralbum "Americana" erschienen ist, da steht wieder ein Album von Neil Young und Crazy Horse in den Startlöchern. Obwohl es das Jahr des Drachen ist, scheint zeitgleich auch das Jahr des Pferdes angebrochen zu sein. Neil Young litt phasenweise, wie in seiner Autobiografie "Ein Hippie-Traum" geschildert, unter einer Schreibblockade. Diese wurde jedoch scheinbar in Windeseile überwunden, anders lässt es sich nicht erklären, dass auf einmal solch ein Monolith wie "Psychedelic Pill" auf die Erdumlaufbahn gebracht werden konnte.

Allein die Spielzeit von 27:35 Minuten des ersten Songs "Drifin' Back" könnte den Kauf des Albums rechtfertigen; wann hat es jemals einen Song solch epischen Auswuchses von Mr. Young gegeben? Dieser Song gehört auf jeden Fall zum Highlight des Albums, und reiht sich auch locker in eine große Liste von Klassikern des Großmeisters ein. Er bringt den Hörer auch hier zum Schmunzeln, indem er damit droht sich einen Hip-Hop Haircut stehen zu lassen. Auch mit "Ramada Inn" und dem gigantischen "Walk like a Giant" haben die Mannen noch zwei weitere Songs im Gepäck, die die 15-Minuten-Grenze überschreiten. Somit dürfte klar sein, dass sie insbesondere bei diesen Songs zu ihren gefürchteten Improvisationstiraden greifen, die in der Länge nur noch durch die Liveversionen dieser Songs getoppt werden könnten.

Jedenfalls verströmt dieses Album einen typischen Neil Young meets Crazy Horse-Stallgeruch, den man lange nicht mehr eingeatmet hat, und hält im Gegensatz zu vielen Alben einen erstaunlich hohen Qualitätsstandard bezüglich des Songwritings und auch der Texte. Und jetzt kommt die größte Überraschung: Dieses Album ist zum ersten Mal nicht unter Einfluss diverser Rauschmittel aufgenommen worden. Neil Young kann also immer noch überraschen, er dürfte so ziemlich der einzige Musiker sein, der trotz Abstinenz noch gute Musik abliefern kann. Man darf auf die Europatournee im kommenden Jahr gespannt sein.

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