Heligoland           Hot

Nico Steckelberg   06. März 2010  
Heligoland

Musik

Interpret/Band
Veröffentlichungs- Datum
05. Februar 2010
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
10,0

Man lese sich nur einmal die Hörerkritiken auf Amazon.de an: Das neue Album „Heligoland“ von Massive Attack polarisiert stark. Die einen loben es in den Himmel, die anderen finden es das schlechteste Massive-Attack-Album ever. Das macht doch schon mal neugierig.

In der Tat: An die Eingängigkeit des Überalbums „Mezzanine“ kommt „Heliogoland“ nicht heran. Wenn man das erst mal so akzeptiert und die falschen Erwartungen aus der Welt geräumt wären, kann man den Kopf frei bekommen für das neue Werk.

Es ist wieder mal so viel anders als das, was Massive Attack zuvor gemacht haben. Sich selbst neu zu erfinden fällt normalerweise schwer. Den Briten aber offenbar gar nicht. „Heligoland“ ist ein stilles Album, ein sich entwickelndes Meisterwerk. Man kann es nicht einfach einlegen und sich darin wohl fühlen. Es will seinen Hörer erst einmal kennen lernen, bevor es sich entfaltet. Aber wenn es dann die Chance bekommt, wird es innig und intim!

„Heligoland“ hat so viele schöne, stille, oft melancholische aber auch durchaus mal positive, tiefgründige Seiten in sich versteckt. Und die offenbart es keinem Schnell-mal-eben-im-Musiklade-antesten-ob’s-mir-gefallen-könnte-Hörer. So funktioniert das nicht! Nehmen wir den Opener „Pray for Rain“. Er ist am Anfang disharmonisch, doch der Hörer gewöhnt sich schnell an die Disharmonie, dass er nicht bemerkt, wie sie plötzlich verschwindet und einem weiteren melodischen Feld die Türe öffnet. Auch „Flat of the Blade“ oder „Paradise Circus“ sind solche Stücke: Da passiert richtig etwas! Das sind sozusagen musikalische Rotweine: Man muss sie ein paar Minuten atmen lassen und sie eröffnen ihrem Hörer ganz neue atmosphärische Aromen. Übrigens gibt es das Coverdesign von „Heligoland“ in vier verschiedenen Farbvarianten – eine fast schon aufdringliche Parabel auf die Vielschichtigkeit des Albums.

Fazit: „Heligoland“ ist ein ganz, ganz tolles Album! Wenn es Ihnen nicht auf Anhieb gefällt, geben Sie ihm ein zweites und drittes Mal die Chance. Es wird sich lohnen!

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