WINTERZEIT: 'Die Planung hat vor vielen Jahren begonnen…'

WINTERZEIT: 'Die Planung hat vor vielen Jahren begonnen…' Hot

Michael Brinkschulte   12. November 2012  
WINTERZEIT: 'Die Planung hat vor vielen Jahren begonnen…'

Interview

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Einleitung
Markus und Danny Winter von den 2011 gegründeten Winterzeit Studios, die in der Hörspielszene unter anderem mit den eigenen Serien ‚Dark Mysteries‘ sowie ‚Ein Fall für die Rosen‘ überzeugen, stellten sich den Fragen des Hörspiegel. Die beigefügten Bilder zeigen die Hörspielmacher, eine Auswahl ihrer Produktionen, sowie im letzten Bild den neuen Komponisten Alexander Schiborr, der für die kommende Dark Mysteries Musik verantwortlich zeichnet.

Das Interview

Der Hörspiegel: Bisher sind vier Folgen „Dark Mysteries“ erschienen, deren Vorlagen bzw. Ideen von unterschiedlichen Autoren stammen. Gab es zuerst das Serienkonzept und dann die Episoden als Auftragsarbeiten? Oder ist „Dark Mysteries“ der Oberbegriff für einzelne, bereits existierende Kurzgeschichten?

Markus: Letzteres. Die Geschichten existierten zuerst. Und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise. So war z.B. „Hotel der verlorenen Zeit“ lediglich ein Exposé namens „Hotel Terminus“. „Fuchsjagd“ hingegen beruht auf einer bereits 1989 (und damit im Übrigen lange vor den Filmen „Cube“ oder „Saw“, die ja gern hier und da als Vergleich herangezogen werden) in Australien erschienen Kurzgeschichte. Von derselben Autorin (und aus derselben Anthologie) stammen auch die Vorlagen zu „Das Loch“ und „Das verbotene Zimmer“. „Kutna Hora“, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird, gibt es bereits als gedruckten Roman, ebenso wie „Kalt!!!“. Und „Schließe nicht die Augen“ war ein Amateurhörspiel, welches wir zufällig entdeckt und adaptiert haben.

Der Hörspiegel: Wie bist du auf die Idee zur Serie gekommen?

Markus: Eigentlich, weil ich sie selbst hören wollte. Ich bin ein großer ‚Teenie-Slasher‘ Fan. Filme wie „Freitag, der 13.“, „Nightmare on Elmstreet“, „Scream“, „Düstere Legenden“ oder „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ haben mich geprägt. Und auch wenn es im Gruselbereich ja recht viel gibt, konnte ich eine derartige Serie oder Reihe wie DARK MYSTERIES auf dem Hörspielmarkt nicht finden. Vieles auf dem Markt ist entweder extrem „Old-School“ (sei es jetzt klassisch romantisch oder trashig plakativ) oder oft zu „bemüht“ modern und anspruchsvoll. Alles gut gemacht, aber nicht das, was ich wollte. Die Mitte hat mir gefehlt. Naja, und dann bekam ich diese Geschichten in die Hände und hab es einfach mal probiert. Hinzu kam eine irgendwann mal gemachte – nicht ganz ernstzunehmende – Aussage meines Hauptauftraggebers Joachim Otto von der Romantruhe, der gesagt hat: „Schreib bitte in Zukunft nur noch Skripte mit maximal vier Sprechern. Dann kosten uns die Aufnahmen nicht soviel Geld.“ So bekam ich die Idee, bei den DARK MYSTERIES einen eng gesteckten Rahmen zu schaffen: Wenige Personen, einen – maximal zwei – Schauplätze, also alles sehr minimalistisch. Wobei das ja spätestens mit „Schließe nicht die Augen“ bereits gesprengt wurde und auch in Zukunft nicht streng daran festgehalten wird – aber es war Teil des Grundkonzeptes.

Der Hörspiegel: Trotz unterschiedlicher Themen ist der rote Faden zwischen den Einzelfolgen erkennbar. Ist es geplant die Themenbandbreite noch stärker auszuweiten?

Markus: Nun, der rote Faden wird bleiben, aber er ist ja sehr dick und dehnbar. Es gibt keine inhaltlichen Beschränkungen. Wobei ich ursprünglich Übernatürliches außen vor lassen wollte, was aber – wie Ihr wisst – auch nicht in Stein gemeißelt ist, wie ja „Hotel der verlorenen Zeit“ zeigt. Wenn mir eine Story gefällt und sie ungefähr in den Rahmen passt, dann mache ich die. Im kommenden Jahr wird es sogar eine Folge geben, die locker (allerdings äußerst locker) auf „Die Maske des roten Todes“ von Edgar Allan Poe basiert. Das wollte ich schon immer mal neu vertonen, und dann habe ich das jetzt kurzerhand auf die Produktionsliste gesetzt. Aber auch darüber hinaus habe ich Stories genug – ich halte ständig die Augen offen –bekomme auch immer wieder Material angeboten. Die Stoffe werden mir also nicht ausgehen und da sind richtig coole Sachen dabei, die hier und da den gesteckten Rahmen sprengen oder zumindest verbreitern werden.

Der Hörspiegel: Nun ist „Dark Mysteries“ ab 16 Jahren empfohlen. Andere namhafte Serien, die eine solche Empfehlung wie ‚Hörspiel für Erwachsene‘ anfangs ebenfalls aufdruckten, verzichten inzwischen darauf. Warum ist Euch diese Empfehlung wichtig?

Danny: Naja, viele haben das als Werbegag dazugesetzt und dann gemerkt, dass das eher Antiwerbung ist, da das Hörspiel eben immer noch bei vielen als Kinderprodukt gilt. Daran sollte man auch mal verstärkt arbeiten. Das Medium Hörspiel aus dieser Nische herauszukriegen. Es als autarkes Medium mit Anspruch und Klasse zu etablieren. Für viele ist Hörspiel immer noch ‚Benjamin Blümchen‘, ‚Die Playmos‘, ‚Die drei ???‘, ‚Bibi Blocksberg‘ und Co. Eben Produkte fürs Kinderzimmer. Nische. Mit dem Aufdruck „Hörspiele für Erwachsene“ wollte man das aufbrechen – aber es hat nicht geklappt. Also hat man es wieder entfernt. Für uns ist das aber keine Werbung, sondern einfach einer gewissen pädagogischen Pflicht geschuldet, denke ich. Die DARK MYSTERIES sind wirklich harter Stoff – ich würde auch nicht wollen, dass unsere (wenn wir eine hätten) 13jährige Tochter so ein Hörspiel hört. Nur deshalb drucken wir die Empfehlung drauf, selbst, wenn es den Verkaufszahlen schaden sollte – aber danach sieht es ja zum Glück nicht aus.

Der Hörspiegel: Wie zufrieden seid Ihr denn mit der Resonanz?

Markus: Wir wurden selbst überrascht, wie erfolgreich die DARK MYSTERIES angelaufen sind. Unser Hauptprojekt sollte eigentlich EIN FALL FÜR DIE ROSEN sein, aber während die Zahlen dort noch nicht das sind, was wir erhofft haben, haben die DARK MYSTERIES alle Erwartungen übertroffen. Die Reihe trägt sich bereits selbst – und jeder Produzent und jedes Label weiß, was das bei der aktuellen Marktsituation bedeutet. Die Meinungen der Hörer sind auch überwiegend positiv – wir bekommen unheimlich viele persönliche Rückmeldungen begeisterter Fans. Das ist klasse. Dennoch sind wir natürlich auch kritisch und schauen, was man verbessern kann. Wir sind noch lange nicht am Limit und immer bemüht, hart an uns zu arbeiten, um uns zu verbessern.

Der Hörspiegel: Vier Folgen in 2012 … auf welchen VÖ-Rhythmus können sich die Hörer der Serie zukünftig freuen?

Danny: Nicht ganz richtig! Es werden fünf Folgen in 2012 sein, denn das fünfte Hörspiel „Narbenherz“ wird noch Ende November veröffentlicht. Und genau so wird es weiter gehen. Wir werden pro Jahr fünf Folgen DARK MYSTERIES, vier Folgen ROSEN und acht weitere Produktionen (u.a. einzelne Hörbücher, unsere neue Reihe ‚Schwarze Fledermaus‘, die ‚Holmes‘ Adaptionen etc.) veröffentlichen. Das steht. Was aber nicht steht, sind die genauen Veröffentlichungsdaten, denn die können noch stark variieren. Der Grund ist einfach, dass wir eine Menge Auftragsproduktionen haben, die wichtig sind, weil sie direkt Geld in die Kasse bringen, und wir müssen ja auch mal etwas essen und Miete bezahlen. Daher können wir genaue Daten nicht nennen bzw. können sich angedachte Daten schon mal verschieben. Das ist bei uns also normal und von vorn herein mit einkalkuliert. Wir sagen das nur direkt, weil es in der sog. Szene eine Menge Leute - vor allem Neider – gibt, die Verschiebungen gern als Aufhänger nehmen, um einem Label mit negativen Kommentaren zu schaden oder diese Verschiebungen direkt als Anlass nehmen, den Abgesang auf das jeweilige Label anzustimmen.

Der Hörspiegel: Die Folgen tragen keine Nummern. Ist dies Absicht, um dem Hörer keine Reihenfolge vorzugeben?

Markus: Exakt. Irgendwie erliegt man doch immer dem Zwang, eine Serie oder Reihe bei der Nummer 1 anfangen zu MÜSSEN. Nicht immer aber ist die Nummer 1 auch wirklich die beste Folge, die repräsentativste oder eben einfach die, die den Geschmack des jeweiligen Hörers trifft. Dann bekommt man einen falschen Eindruck und kauft nicht weiter. Der Sinn war, dass jeder nach seinem persönlichen Geschmack einfach das Hörspiel auswählen sollte, das ihn am meisten anspricht. Sei es vom Cover, vom Titel, von den Sprechern, der Inhaltsangabe oder sonst einem Kriterium.

Der Hörspiegel: Besteht denn da nicht die Gefahr, dass man die Sammelleidenschaft viel zu wenig kitzelt?

Markus: Ich hoffe nicht. Aber letztlich kann man ja sicher auch Dinge sammeln, die nicht durchnummeriert sind. ;-)

Der Hörspiegel: Die Cover der Reihe fallen sofort ins Auge und verweisen bei näherer Betrachtung auf inhaltliche Aspekte. Wie wichtig ist für Euch das Coverdesign?

Markus: Hm, heutzutage leider nicht mehr so wichtig wie früher. Das liegt hauptsächlich daran, dass neue Produkte kaum noch die Marktpräsenz erreichen, wie damals. Es also eher unwahrscheinlich ist, dass man auf ein Produkt aufmerksam wird, weil man es irgendwo in einer Auslage oder einem Schaufenster sieht. Um an ‚sichtbarer‘ Stelle im Regal ausgelegt zu werden, muss man ja heute stolze Summen bezahlen und Plätze mieten. Das kann kein kleines Label leisten. Daher erreicht man kaum noch die „Mitnahme“-Käufer, so wie früher. Da ging man ins Geschäft, um sich die neue drei??? zu holen und sah plötzlich im Regal ‚Larry Bren‘t oder ‚Sinclair‘ und war völlig fasziniert. Was war das? „Wow – cooles Cover, das nehme ich mal mit.“ So etwas kommt heute kaum noch vor. Dennoch ist für uns das Cover einfach aus künstlerischer Sicht wichtig und wir verwenden darauf viel Zeit und Mühe. Die Cover zu den ROSEN wurden extra von einem Comiczeichner erstellt und zeigen Szenen aus den Hörspielen. Die Cover zu den DARK MYSTERIES werden immer passend zur Geschichte ausgesucht. Hinzu kommt das giftige gelbgrün, das einfach ins Auge springt, wie Du ja auch richtig sagst.

Danny: Und für uns persönlich, die wir alle der CD bzw. sogar noch der Vinyl Generation entstammen, ist ohnehin das Haptische sehr wichtig. Ich halte immer noch lieber eine CD in Händen, als lediglich ein MP3 File zu downloaden. Und ich finde, alle CD Käufer haben auch das Recht mit einem schönen, aufwendigen Cover und Bookletdesign belohnt zu werden. Einen Mehrwert gegenüber den Downloadern zu bekommen.

Der Hörspiegel: Eure Produktionen sind sowohl als physisches Medium CD erhältlich, als auch als Download. Gibt es eine klare Tendenz, welche Form bei den Hörern beliebter ist?

Markus: Ich kenne die Downloadzahlen noch gar nicht. Da musst Du Sebastian Pobot von HIGHSCORE fragen, der für unseren Downloadvertrieb zuständig ist, ob er zufrieden ist. Die CD Verkaufszahlen der DARK MYSTERIES sind – wie bereits gesagt – super. Die ROSEN lassen noch etwas zu wünschen übrig, aber der Kindermarkt ist halt ein ganz Eigener. Es dauert lange, bis man die Hörer dazu kriegt, mal nicht zu ‚Benjamin Blümchen‘, ‚Bibi Blocksberg‘ oder den ‚drei???‘ zu greifen, sondern einmal etwas Neues auszuprobieren. Aber wir sind dennoch optimistisch, denn Qualität setzt sich letztlich immer durch, davon sind wir überzeugt.

Der Hörspiegel: Welche Auswirkung hat der Downloadmarkt Eurer Meinung nach auf die Qualität von Artwork und Layout von Hörspielen?

Danny: Für uns eigentlich keinen, siehe oben. Aber klar, generell ist das ein Thema. Gedruckte, dicke Booklets sind nicht mehr so wichtig für die Konsumenten. Auf einem iPod brauchst Du keine großformatige Coverkunst, ich selbst gebe mich da auch mit einem einfachen Cover zufrieden. Es war ja schon ein Rückschritt von der Vinyl-LP zum kleinen 12cm Booklet einer CD. Und hin zu den Downloads ist es ein weiterer. Wobei es im Hörspielmarkt leider sowieso oft scheußliche und teils sehr billig wirkende Cover gab. Nur wenige haben wirklich Sorgfalt walten lassen und etwas Schönes kreiert. An den Drucksachen wird halt gern gespart. Wir finden das schade und liefern gern auch noch was fürs Auge.

Der Hörspiegel: Die Branche hat in den letzten Jahren zum Teil unter rapiden Einbrüchen aufgrund von Raubkopien gelitten. Ist die Wertschätzung geistigen Eigentums Eurer Meinung nach zu gering? Und was wünscht Ihr Euch diesbezüglich?

Markus: Härtere Strafen, bessere Kontrollen. Ich denke, dass Schlimme ist wirklich dieses Unrechtsbewusstsein, das den Leuten abgeht. Und das zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und alle Altersklassen. „Mal eben ein Hörspiel oder einen Film aus dem Netz saugen, das ist doch ein Kavaliersdelikt – das macht doch jeder. Was soll denn daran schlimm sein?“ Dabei ist es kriminell – Es ist Diebstahl. Punkt Ausrufezeichen!.

Danny: Und es bedroht die Existenz hart und ehrlich arbeitender Menschen. Aber das sehen die lieben Downloader natürlich nicht. „Es ist ja da, ich hab es nicht ins Netz gestellt, also warum soll ich es nicht nehmen. Wenn ich es nicht mach, macht`s ein anderer.“ Ich finde diese Grundhaltung und Einstellung schlichtweg zum Kotzen. Das muss ich mal so deutlich sagen. Es besteht kein Unterschied zwischen einem Ladendiebstahl, Zechprellerei und dem illegalen Download. Aber den meisten fehlt dafür einfach die Einsicht. Das ist sehr schade und bedenklich. Wir haben schon öfters ein illegal hochgeladenes Hörspiel bei Youtube z.B. herunternehmen lassen und würden und werden auch gerichtlich gegen die vorgehen, die meinen uns um unseren Lebensunterhalt bringen zu müssen.
Markus: Und es geht ja nicht darum, dass wir uns hier dumm und dämlich verdienen und uns ein Download mehr oder weniger nicht weh tut. Das ist ja auch so ein Totschlagargument: „Ach, die blöden Stars und Produzenten, die haben’s doch. Da trifft es ja keinen Armen!“ Mag sein, dass das auf irgendeinen ‚Superstar‘ zutrifft, aber im Hörspielbereich sieht das ganz anders aus. Hier kämpft jeder ums Überleben, jeder einzelne illegale Download tut weh. Eine gute Hörspielproduktion kostet einfach Geld. Und nicht zu knapp. Wenn das Endresultat aber hauptsächlich gestohlen und nicht mehr gekauft wird, dann kann sich bald kaum noch einer richtig professionelle Produktionen leisten. Dann haben wir irgendwann nur noch die Großen und günstig zusammengekleisterte Meterware oder Hobbyhörspiele. Und das wäre wirklich eine Katastrophe für eine so schöne Kunstform wie das Hörspiel.

Der Hörspiegel: Schön, dass Ihr expandiert! „Dark Mysteries“ ist ja bei weitem nicht die einzige Serie bei Winterzeit. Ihr produziert ganz unterschiedliche Serien für unterschiedliche Zielgruppen. Wo liegen eure eigenen Präferenzen?

Markus: EIN FALL FÜR DIE ROSEN ist ganz klar das Hauptprojekt. Die Planung hat vor vielen Jahren begonnen, die Geschichten wurden sorgfältig entwickelt. Die Produktion hat lange gedauert – und dauert auch jetzt noch pro Folge deutlich länger als bei allen anderen Projekten, die wir betreuen. Es ist auch mit Abstand das Teuerste, aber eben auch Wertigste, das wir produzieren. Siehe oben: Qualität kostet einfach. Somit ist dies sicher unsere Präferenz – ein Herzensprojekt, eben. Aber eigentlich gibt es keine direkten Vorlieben. Wir mögen die unterschiedlichsten Sachen und haben an allem Spaß, das wir herausbringen. Ob es die DARK MYSTERIES sind, unser SHERLOCK HOLMES, die Fledermaus oder andere. Das Schöne ist ja gerade diese Vielfalt. Mal etwas für Kinder, mal Fantasy, mal Horror, mal klassischen Krimi, dann Mittelalter etc. pp.

Danny: Ich persönlich höre am Liebsten EIN FALL FÜR DIE ROSEN. Das ganze Konzept, die Stimmen – sie sind mir ans Herz gewachsen. Aber ich mag auch die MYSTERIES sehr. Vor ein paar Jahren war ich noch eingefleischte Hörbuchhörerin, habe Hörspiele eigentlich gar nicht angerührt. Da wurde mir zu viel vorgesetzt, das ich mir bei einem Hörbuch noch selbst in meiner Fantasie ausmalen konnte. Dank meinem Mann ist das jetzt anders und ich liebe Hörspiele, natürlich besonders, die, die er produziert. Und weil ich ja auch mein Scherflein dazu beigetragen habe.

Der Hörspiegel: Markus, Du hattest mit „Der Jahrhundertstein“ sogar eine Episode zur „Die drei ???“-Spinoff-Reihe „DiE DR3i“ beigesteuert. Würde es Dich reizen, weitere Die drei ???-Fälle für den Kosmos Verlag zu schreiben?

Markus: Nein. Den Ehrgeiz hatte ich nie. Ich hätte damals natürlich gern weitergemacht – aber wenn, dann ausschließlich im Hörspielbereich. Und das ging ja leider nicht, da man nach Beilegung des Rechtsstreites wieder ausschließlich auf die Bücher des KOSMOS Verlages zurückgriff. Ich hatte nicht die Ruhe, mich hinzusetzen, und einfach mal so auf Verdacht ein Buch zu schreiben. Denn nur, weil ich mal eine Folge DiE DR3i gemacht habe, war das ja keine Garantie, dass man mein Buch bei KOSMOS auch gekauft hätte. Und es gab so viele andere, interessante Projekte, die ich machen wollte, dass das nie in Frage kam. Und jetzt ist das schon so lange her, ich höre die drei??? auch nicht mehr, habe komplett den Bezug dazu verloren. Ich bin glücklich und stolz, damals dabei gewesen zu sein, aber alles hat seine Zeit und seinen bestimmten Platz im Leben – und Rocky Beach hat in meinem keinen mehr.

Der Hörspiegel: Thema Stimmen und Sprecher: Da habt Ihr ja schon einige große Namen dabei gehabt. Gibt es Sprecher, die Ihr gern in einer der kommenden Folgen mit an Bord hättet?

Markus: Es gibt immer noch Wunschsprecher, die man gern hätte und bisher nicht vors Mikro bekommen hat. Aber die verrate ich nicht, sonst heißt es nachher: „Sieh mal, den wollten die, aber sie haben es nicht hingekriegt!“. Schön ist, dass ich schon so viele realisieren konnte, die mir am Herzen lagen. Claus Wilcke, den unvergesslichen König Julius 11. zum Beispiel, oder Klaus Herm (original Hutchinson Hatch), Friedrich Schönfelder (wir waren die letzten, die kurz vor seinem Tod noch mit ihm aufgenommen haben), Rainer „Larry Brent“ Schmitt, Otto Mellies (Synchronstimme von Christopher Lee in Herr der Ringe), Michael „Mark Brandis“ Lott, aber auch tolle neue Synchronsprecher, die ich mir sehnlichst gewünscht habe, wie Yvonne Greitzke, Peter Flechtner, Boris Tessman, Charles Rettinghaus, Bernd Vollbrecht, Johannes Berenz, Björn Schalla, Tanya Kahana etc. pp – too much to name. Es ist einfach toll mit solch fantastischen Künstlern arbeiten zu können.

Der Hörspiegel: Auffällig sind die harten Soundtracks bei „Dark Mysteries“. Markus, gerade in Sachen Musik bist Du ja kein unbeschriebenes Blatt. Erzähl mal, hast Du einen besonderen Draht zur Gothic-/Dark Music-Szene?

Markus: Ja klar. Ich habe ja eine ziemliche Zeit lang selbst Musik gemacht. Der Titel „Schattentänzer“ war Anfang des neuen Jahrtausends ein Clubfavorit der schwarzen Szene. Ich habe mich aber nie als Gothic oder EBM Musiker gesehen, ganz im Gegenteil. Die Musik, die wir damals gemacht haben (mit HERTzTON) war eigentlich klassischer Deutschrock, wenn nicht gar Deutschpop, hatte viel mehr Verwurzelungen in NDW Künstlern wie Peter Schilling oder Hubert Kah als Querverweise zur NDH a la RAMMSTEIN oder EISBRECHER und Konsorten. Da habe ich mich immer fehl am Platz gefühlt. Dennoch hatte ich dadurch noch Kontakte zur Szene, die wahrscheinlich jetzt der Vermarktung der DARK MYSTERIES zugute kamen, denn da gibt es schon eine große Schnittmenge. Mit den Soundtracks der DARK MYSTERIES habe ich allerdings nichts zu tun, die sind ja komplett von Patrik Bishay für die Hörspiele komponiert worden, er hat die Hörspiele gehört und war dann der Meinung, dass die harten Gitarren und Industrialsounds passen würden, wie die Faust aufs Auge. Und da gebe ich ihm auch nach wie vor Recht. Trotzdem denke ich in der retrospektive, dass sie insgesamt zu omnipräsent waren, teils auch von unserem Studio zu laut eingemischt. Wir haben lange nachgedacht und uns dann entschieden, für die Zweitauflage der DARK MYSTERIES (die in Kürze ins Haus steht, da die ersten zwei Folgen bereits nicht mehr lieferbar sind) neue Musik komponieren zu lassen. Einfach auch, um mal etwas auszuprobieren – eine andere „Vision“ zu erschaffen. Eine neue Musik kann die Grundstimmung eines Hörspiels komplett verändern und gänzlich neue Eindrücke hervorzaubern. Und unser neuer Komponist Alexander Schiborr hat eine ganz andere Art und Weise, an die Sache heranzugehen – das wird sehr interessant. Das wirst Du schon bei NARBENHERZ hören können, denn dort war er bereits für die Musik verantwortlich.

Der Hörspiegel: Auch die Winterzeit Studios sind auf Facebook zu finden. Was bedeuten soziale Netzwerke für Eure Arbeit und Euren Erfolg?

Danny: Sehr bedeutend. FACEBOOK hat sicher den Hörspielforen den Rang abgelaufen, auch wenn die das nicht gern hören. Fakt ist: Wenn wir in einem Forum etwas posten, dann ist der tatsächliche Werbeeffekt gleich null. Meist wird auf Einträge gar nicht reagiert und sie werden binnen weniger Stunden durchgereicht. Posten wir hingegen Links bei FACEBOOK, dann hat das meist direkte Konsequenzen in Form von Bestellungen, Verkäufen und persönlichen Reaktionen. Für uns ist FACEBOOK auf jeden Fall ein sehr reizvolles Medium, das wichtig ist, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben und sie regelmäßig und zeitnah über unsere Produkte zu informieren. Natürlich arbeiten wir dennoch gern mit bestimmten Foren oder Plattformen (wie dem HÖRSPIEGEL z.B.) zusammen, einfach, weil da Menschen hinter stehen, die wir mögen und mit denen wir gern arbeiten – aber aus wirtschaftlicher Sicht sind die sozialen Netzwerke mittlerweile einfach effektiver. Auch kann man sich bei FACEBOOK nicht so einfach hinter der (scheinbaren) Anonymität verstecken.

Der Hörspiegel: Das stimmt. Uns freut auch sehr, dass die Facebook-Präsenz des Hörspiegels wöchentlich mehr "Liker" verzeichnet.
Markus, Danny, unsere Leser würden uns nicht mehr lieb haben, wenn wir zum Schluss nicht ein paar geheime Infos aus Euch herausquetschten. Ihr solltet nur wissen, wir haben bisher noch alles herausbekommen. Also, liebe Winters, macht es Euch selbst nicht so schwer… welche dunkle Mysterien warten demnächst auf uns Hörer? Was passiert als nächstes bei „Dark Mysteries“ und den „Rosen“?

Markus: Die DARK MYSTERIES gehen – wie erwähnt mit Volldampf weiter. Fünf Folgen sind für das kommende Jahr bereits konzipiert, die Aufnahmen haben bereits begonnen. Unter anderem erwartet uns mit „Kutna Hora“ nach dem Roman von Andrè Wegmann ein – wie ich finde – Highlight der Serie. Das wird harter Tobak. Die ROSEN bekommen es in den kommenden Folgen u.a. mit Arsene Lupin, Jules Verne und Sherlock Holmes zu tun. Jener viktorianische Meisterdetektiv wird von uns mit vier Hörbuchveröffentlichungen unter dem Titel SHERLOCK HOLMES CHRONICLES veröffentlicht. Den Hörer erwarten tolle neue Pastiches, die auf Büchern des BLITZ Verlages beruhen. Tja, die Original BLACK BAT (Schwarze Fledermaus) kommt als Hörspiel, wir machen wieder etwas mit Thomas Tippner… tja, und – wer weiß, was sich noch ergibt. Wir sind für alles offen und immer an neuen Themen und neuen, reizvollen Zusammenarbeiten interessiert.

Der Hörspiegel: Vielen Dank für das spannende Interview. Die letzten Worte gehören Euch!

Wir haben zu danken! Für den HÖRSPIEGEL immer wieder gern.



(Das Copyright der Fotos liegt bei WinterZeit.)

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