Blåne For Blåne Hot

Thor Wanzek   15. Mai 2015  
Blåne For Blåne

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

Glittertind bezeichnet den zweitgrößten Berg Norwegens, darf im Fall der mittlerweile sechsköpfigen Band jedoch gerne auch als „Überraschung“ übersetzt werden. Bereits mit dem zuvor veröffentlichten Album „Djevelsvart“ (2013) hatten sich Glittertind als äußerst wandlungs- und entwicklungsfreudig präsentiert, dabei allerdings noch mehr oder minder metallisch geklungen. Auf „Blåne For Blåne“ präsentieren sich die jungen Musiker als Folk-Virtuosen ohne Scheuklappen und mit enormem Wagemut.

Die Abenteuerlaune führt die Norweger auch ins Grenzland des Kitsches, in dem sie vor allem dank ihrer hörbar guten Laune nicht versumpfen. Auf „Blåne For Blåne“ geht es um die neu erblühende Hoffnung der Menschen, welche vor 70 Jahren auf die Traumatisierungen der Kriegsjahre folgte. Dieses Themenfeld wird mit einem hellen Instrumentarium und reichhaltigen Einflüssen zwischen nordischem Folk, Bluegrass, Americana und Pop interpretiert – die besungene Freiheit wird also künstlerisch zweifelsohne umgesetzt, und zwar ohne sich groß um Erwartungshaltungen von Fans und Hörern zu scheren.„Blåne For Blåne“ hält Besinnliches wie Euphorisches bereit, in der Vertonung des Gedichtes „Draumen klingen Glittertind zuweilen wie eine männliche Version von Katzenjammer. Torbjørn Sandviks Gesang strahlt Hoffnung in vielen Facetten aus. Die häufig beschwingt tönenden Aufnahmen zeichnen das Bild einer jungen Band, die gemeinsam zu neuen Ufern – ins Blaue – aufbricht. Der Titel spricht Bände.

Bemerkenswert scheint mir auch die Tatsache, dass der im Metal beheimatete Musikverlag Indie Recordings den gewagten Schritt des einstigen Pagan / Folk Metal Projekts konsequent mitgeht und die Band weiterhin unterstützt. Das spiegelt sich bereits in der stilsicheren Aufmachung von „Blåne For Blåne“, welche sicher auch Hörer jenseits des Metal ansprechen wird. Und ganz ehrlich: Auch wenn noch „Soria Moria“ besungen wird, so hat das nichts mehr mit den musikalischen Wurzeln von Glittertind zu tun, sondern könnte mit seinen gefälligen Arrangements wohl eher das Publikum beim Eurovision Song Contest begeistern. Wem das nordische Segment des Westpark-Labels gefällt, der sollte hier mal reinhören.

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