Das technische Striptease eines Futuristen von gestern - Die komplette 6-teilige Hörspielreihe

Das technische Striptease eines Futuristen von gestern - Die komplette 6-teilige Hörspielreihe Hot

Michael Brinkschulte   06. Mai 2015  
Das technische Striptease eines Futuristen von gestern - Die komplette 6-teilige Hörspielreihe

Rückentext

Unter dem Titel „Das technische Striptease eines Futuristen von gestern“ stellte der Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur Dieter Rohkohl im Jahr 1968 den Hörern des WDR fünf Geschichten des großen Erzählers Jules Verne vor.

1. Die 500 Million der Beguin: Eine Erbschaft bringt einem französischen und einem deutschen Wissenschaftler unermesslichen Reichtum. Jeder von ihnen gründet damit eine Stadt. Der Franzose versucht, eine Musterstadt zu errichten, die durch ihre Hygiene und Humanität eine Leuchtturm der Zivilisation bilden soll. Der Deutsche hingegen baut eine Stahlstadt und entwickelt eine bedrohliche Waffe …
2. Von der Erde zum Mond: Der Gun-Club in Baltimore, eine Vereinigung von Geschütz-Spezialisten, sucht nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs neue Aufgaben. Eine besondere Idee sorgt für neuen Schwung im Vereinsleben: Eine riesige Kanone soll ein Projektil von der Erde zum Mond schießen. Während der Planung finden sich auch drei mutige Männer, die in diesem Geschoss die Reise zu dem Trabanten antreten wollen.
3. Ein Tag aus dem Leben eines amerikanischen Journalisten im Jahr 2889: Francis Benett ist Chef des „Earth Herald“, einem mächtigen Medienimperium, das aus der Tageszeitung „New York Herald“ hervorgegangen und seit dreißig Generationen im Familienbesitz ist. Das Hörspiel schildert einen typischen Tag seines Lebens, das durch eine Vielzahl technischer Errungenschaften geprägt ist.
4. Doktor Ox: Im geruhsamen flandrischen Städtchen Quiquendone führt Doktor Ox die Gasbeleuchtung ein. Plötzlich geschehen seltsame Dinge: Die sonst so harmonische Gemeinschaft gerät in Streit, und es kommt sogar zu Duellen. Schließlich rufen die Stadtväter zum Krieg gegen die Nachbarstadt auf.
5. Reise um die Erde in 80 Tagen (Doppelfolge): Phileas Fogg, ein Gentleman, wie er im Buche steht, lässt sich auf eine unglaubliche Wette ein: Er will in nur 80 Tagen den gesamten Erdball umrunden! Als Einsatz verwettet er die Hälfte seine Vermögens. Die Reise führt über den Orient, Indien, China, Japan, die USA zurück nach England – doch reicht die Zeit?

Der französische Autor Jules Verne (1828-1905) gilt als Mitbegründer der Science-Fiction-Literatur. Kein Geringerer als Alexandre Dumas erkannte sein Talent und förderte den jungen Verne, der es nach anfänglicher Ablehnung zu Weltruhm brachte. Seine Romane und Kurzgeschichten bilden die Grundlage für unzählige Verfilmungen und Hörspielumsetzungen. Die fünf vorliegenden Hörspiele bilden die gesamte Bandbreite von Vernes Schaffen ab. Alle fünf Erzählungen zeigen sein besonderes Talent auf, zukünftige Entdeckungen und Ereignisse bereits lange vor ihrer Realisierung beschreiben zu können. Ob den Flug von der Erde zum Mond, den Computer oder das Bildtelefon: Vieles hat Jules Verne weit vor der Zeit beschrieben und damit viele Wissenschaftler angeregt. Unter anderem wirken mit: Ursula Langrock („Paul Temple und der Fall Madison“, „Die schwarze Katze“), Hans Paetsch (Erzähler in „Hui Buh“, „Hexe Schrumpeldei“ und vielen mehr), Günter Ungeheuer („Gestatten mein Name ist Cox“), Günter König („Die drei ???“, „TKKG“), Kurt Lieck („Paul Temple“, „Glocken des Todes“) u.v.a.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
10,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
8,0
Aufmachung 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
8,4

Wie ist das Hörspiel umgesetzt?

Die Hörspielreihe, die im Jahr 1968 vom WDR produziert wurde, bietet fast 330 Minuten Spielzeit, die von einem hervorragenden Sprecherensemble umgesetzt wurde. Durch den Einsatz passender musikalischer Unterstützung und einem die Szenen abrundenden Soundgewand wird das Hörerlebnis perfektioniert und wirkt zeitlos aktuell.
Auf der Rückseite der Coverkarte findet der Hörer die Aufführung der Sprecher, allerdings ohne Rollenzuordnung. Das Coverartwork passt gut zur Produktion.


Resümee/Abschlussbewertung:

Die auf sechs Teile angelegte Hörspielserie setzt sich nicht nur mit den Geschichten von Jules Verne auseinander, sondern bietet zu Beginn und zum Ende jeder Folge auch Informationen zum berühmten Autor selbst. Der Hörer erfährt Hintergrundinformationen, die den Autor in seiner Genialität herausstellen. Diese Genialität des Visionärs wird auch in jeder Folge der auf sechs Teile angelegten Hörspielreihe deutlich. Jules Verne spricht in seinen Geschichten Sachverhalte an, die auch zur Zeit der Produktion der Reihe zum Teil noch Zukunftsmusik waren. Doch andere Aspekte von Vernes Visionen hatten sich bei Entstehung der Reihe bereits erfüllt.

Schon die erste Folge bringt thematische Aspekte zu Gehör, die wie eine Warnung vor einem Weltkrieg wirkt. Durch die Hintergrundinformationen zur Entstehung der Geschichte selbst, wird deutlich, dass Jules Verne eine Ahnung hatte, was aus den Rüstungsgeschehnissen entwickeln würde. Auch die Reise zum Mond sah er voraus, was in der zweiten Folge deutlich wird. Viele weitere Entwicklungen in Technik und Gesellschaft finden sich auch in den weiteren Hörspielen.

Die gelungene Umsetzung der Geschichten ist auch heute, fast 50 Jahre nach der Produktion, am Puls der Zeit und bietet zeitlose Unterhaltung.

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