Spurlos verschwunden Hot

Nico Steckelberg   22. Juni 2010  
Spurlos verschwunden

Rückentext

Saintlieux-sur-mer ist ein malerischer Küstenort in der Bretagne. Unglücklicherweise hat Schwester Amélie nicht allzu viel Gelegenheit, diese Idylle zu genießen. Kaum im Kloster angekommen, stößt sie auch schon auf eine mysteriöse Begebenheit. Ein junger Rucksacktourist ist verschwunden, und es gibt Hinweise auf ein Verbrechen. Als der Gendarm des Ortes zunächst nichts unternehmen will, wird Amélie selbst aktiv. In dem heruntergekommenen Privatdetektiv Remy Bass findet sie ihren Verbündeten – leider einen äußerst widerwilligen Verbündeten…

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
10,0
Soundtrack 
 
6,0
Aufmachung 
 
5,0
Gesamtwertung 
 
8,0

Amélie Eclaire (Sarah Riedel) ist eigentlich eine ganz normale junge Frau. Nun ja, fast. Denn sie ist Ordensschwester – eine Nonne! Ihre Berufung führt sie in das Kloster der ehrwürdigen Mère Dorette (Marianne Groß) im französischen Küstenort Saintlieux-sur-mer in der Bretagne. Und während sich weder die Polizei noch die Einheimischen um das offensichtliche Verschwinden eines Rucksacktouristen kümmern, wird Amélies kriminalistischer Spürsinn aktiviert. Zusammen mit ihrem neuen freundschaftlichen Kumpel Marc Valet (Sascha Rotermund) und dem Privatermittler Remy Bass (Helmut Krauss) geht’s erst auf die Suche nach dem Touristen und dann auf Mörderjagd.

Eine neue Serie rund um eine kriminalistisch begabte Geistliche – nun gut, das Konzept ist ja nicht neu, und das muss es auch nicht sein. Aber was Autor Stefan Weber zusammen mit Dennis Rohling und Michael Eickhorst vom Hörplaneten hier kreiert hat, ist eine sehr frische und junge Adaption der inzwischen doch sehr eingefahrenen Pater-Brown-und-Co-Schinken. „Ordensschwester Amélie“ lebt von den sympathischen Figuren, der gut entwickelten Geschichte und vor allem den hervorragenden Sprechern, darunter auch solche, die man nicht alle Nase lang in Hörspielen hört. Allen voran Sarah Riedel, die Tochter der beiden Sprecherlegenden Lutz Riedel und Marianne Groß, die in ihrer ersten Hörspielhauptrolle brilliert. Sascha Rotermund als männlicher Sidekick (der vielleicht in Zukunft den einen oder anderen verboten-romantischen Aspekt liefern könnte) kommt ebenfalls sehr frisch und unverbraucht daher. Und zu Helmut Krauss braucht man auch nichts weiter zu sagen, er hat’s einfach raus. Selbst die Nebenrollen sind durchweg gut besetzt. Um nur zwei zu nennen, Marianne Groß und Bodo Wolf (deutsche Stimme von Tony Shalhoub und Tobin Bell).

Dass man sich für ein sehr simples Layout entschieden hat, fand ich zunächst sehr schade. Das arg simple Corporate Design in Schwarz-Weiß mit lediglich einem auf dem Cover zentrierten Rorschach-Motiv (gefalteter Tintenklecks) spricht potenzielle Käufer eher wenig an. Aber vielleicht könnte gerade dieser Purismus künftig einen gewissen Kult-Charakter ausmachen. Der Hörplanet beweist Mut mit dieser Covergestaltung.

Die Geräusche sind durchweg prima. Der Soundtrack ist von Dennis Rohling komponiert und arrangiert. Während die Komposition ganz in Ordnung ist, ist für meinen Geschmack die Instrumentalisierung leider ein Schwachpunkt der Serie. Die Keyboard-Sounds klingen einfach sehr trashig. Auch andere Produktionen verwenden reine Keyboard-Arrangements, und bereits mit einfachen Sample-Librarys, die auch nicht die Welt kosten, bekommt man inzwischen akzeptable Resultate hin. Aber auch hier bin ich mir nicht sicher, ob dieser Effekt nicht so gewollt und angestrebt ist. Deshalb vermute ich auch hier die Absicht ähnlich wie beim Cover, nämlich durch Minimalismus aufzufallen und im Gedächtnis zu bleiben.

Fazit: Ich freue mich, dass mit „Ordensschwester Amélie“ mal wieder ein frischer Wind durch die Hörspiellande weht. Viele Aspekte der Serie sind „mal was anderes“, angefangen vom Setting in Frankreich, über die interessanten Figuren bis hin zu den tollen Sprechern. Und – obwohl sie auch schon früher kleinere Rollen in Hörspielen hatte – freue ich mich zu sagen: Mit Sarah Riedel ist dem Hörplaneten die Hörspiel-Neuentdeckung des Jahres gelungen!

Am kommenden Freitag (25.06.) am besten gleich kaufen und hören, es lohnt sich. Oder einfach bei der Hörspiegel-Verlosung mitmachen!

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