Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes Hot

Nico Steckelberg   23. Juni 2013  
Die dunkle Seite des Mondes

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Verlag
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
7

Rückentext

Wirtschaftsanwalt Urs Blank hat seine Gefühle im Griff. Er ist Fachmann für Fusionsverhandlungen und der Star der Branche. In letzter Zeit allerdings quält ihn ein diffuses Unbehagen – auch ein Grund, warum er sich so intensiv um die schöne Lucille bemüht, die ein so völlig anderes Leben führt. Durch sie lernt er die magische Welt der halluzinogenen Pilze kennen. Bei einem überwältigenden Trip spielt ihm jedoch ein unbekannter zyanblauer Pilz einen bösen Streich. Blanks Persönlichkeit ist fortan verändert. Er fühlt sich gottgleich und gibt jeder Gefühlsregung sofort Ausdruck. Er erkennt, dass ihm keiner helfen kann, und flieht in den Wald, den einzigen Ort, wo er zur Ruhe kommt, niemandem gefährlich werden kann. Und während man in der ›zivilisierten‹ Welt denkt, der Staranwalt habe sich das Leben genommen, lernt Blank das Überleben in den Wäldern.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
8,3

„The Dark Side of the Moon“, Pink Floyds erfolgreichstes Psychedelic-Rock-Album, steht Pate für Martin Suters neuen Roman um den erfolgreichen Wirtschaftsanwalt Urs Blank, der in bester „Falling-Down“-Manier alle ihm bekannten Grenzen überschreitet.

Blank ist im besten Alter, weist die größten beruflichen Erfolge aus, hat mehr Geld als er ausgeben könnte, badet täglich in Anerkennung und hat eine erwachsene, funktionierende Beziehung. Dann, eines Tages, lernt er auf einem Wochenmarkt die junge Hippie-Frau Lucille kennen, die ihn durch ihre Andersartigkeit fasziniert. Blank lässt sich auf eine Affäre ein. Und auch deutlich mehr: Denn Lucille offenbart ihm die Welt der halluzinogenen Pilze. Nur, bereits sein erster Trip lässt ihn nicht mehr frei. Blank sieht sich fortan – auch nachdem der Rausch abgeklungen ist – als den Mittelpunkt der Welt. Er macht was er will und scheut keine Konsequenzen. Der Mord an Lucilles kleinem Kätzchen (bei dessen Suchaktion er später aus purer Berechnung mithilft) soll nicht der einzige bleiben. Gottgleich richtet Blank Menschen hin, die ihm im Weg stehen oder sich ihm gegenüber einfach nur einen Fehler erlauben. Es hat etwas von Ingrid Nolls Kriminalromanen, nur um ein Vielfaches kälter.

So kann es nicht weiter gehen, und er entscheidet, Hilfe aufzusuchen. Sein Freund und Psychiater rät ihm, den Trip zu wiederholen. Am Ende hilft nichts, außer das Verlassen der bekannten Welt. Blank geht in den Wald und lernt zu Überleben. Doch die zivilisierte Welt endgültig zu verlassen erscheint einfacher als es in Wirklichkeit ist.

„Die dunkle Seite des Mondes“ ist ein komplexer Ego-Trip, der jedoch sehr verständlich und zugänglich geschrieben ist. Die Entwicklung von Blanks Charakter ist problematisch für den Hörer. Entwickeln sich anfangs menschliche Sympathien, so dass man ihm sogar den Seitensprung verzeihen würde, so wird er mehr und mehr zum Charakterschwein, mit dem man sich einfach nicht anfreunden mag. Und dennoch übt dieser Mensch eine ungeheure Faszination auf uns aus. Warum? Weil wir alle einmal davon träumen auszubrechen? Blank tut es einfach. Aber er geht dabei zu weit und überschreitet die Grenze zur „dunklen Seite“.

Gert Heidenreich übernimmt den Sprecherpart der ungekürzten Lesung. Er liest intensiv und feinfühlig. Eindeutig der beste Mann für dieses Hörbuch.

„Die dunkle Seite des Mondes“ erscheint bei Diogenes Hörbuch auf 7 CDs in einer Box.

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