Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hörspiel)

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hörspiel) Hot

Nico Steckelberg   21. Juli 2013  
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hörspiel)

Rückentext

Eigentlich hat Allan Karlsson allen Grund zum Feiern: Er wird 100 Jahre alt. Das Problem ist nur, dass er im Altersheim festsitzt, noch alle Fünfe beisammen hat und sein Körper sich bisher standhaft weigert, das Zeitliche zu segnen. Zu allem Überfluss hat sich auch noch der Bürgermeister samt Lokalpresse angekündigt. Allan hat auf den ganzen Zirkus überhaupt keine Lust. So steigt er in seinen Pantoffeln kurzerhand aus dem Fenster und stellt bald ganz Schweden auf den Kopf ...

Das Hörspiel macht aus der urkomischen Flucht und irrwitzigen Lebensgeschichte eines eigensinnigen Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem irgendwie immer in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt ist, ganz großes Kino für die Ohren. Mit Matthias Habich als Allan Karlsson und vielen weiteren renommierten Stimmen. Aufwändig inszeniert von Leonhard Koppelmann – mit Auftritten von Franco, Mao, Stalin, Truman und anderen in Originalaufnahmen.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
7,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
10,0
Aufmachung 
 
7,0
Gesamtwertung 
 
8,2

Leonhard Koppelmann steht für Hörspiele, die beide Seite bedienen: Anspruch und Gefälligkeit. Diese Balance wahrt er auch in seiner neuen Romanadaption von Jonas Jonasson. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ – allein schon der Titel könnte auf Grund seiner Länge einen eigenen CD-Track besitzen.

Es ist die Story des Senioren Allan Karlsson, der seinen hundertsten Geburtstag im Seniorenheim feiern soll. Darauf hat er aber gar keine Lust. Denn Allan ist zeit seines Lebens abenteuerlustig gewesen. Wieso sollte er sich diese Eigenschaft vom Alter nehmen lassen. Kurzerhand verschwindet er. Es beginnt ein Roadtrip, auf dem Allan einen Geldkoffer, jede Menge Freunde, Feinde und einen Elefanten trifft. Einige Morde gehen auf seine Kappe, aber diese sind dann notwendiges Übel. Außerdem hat Allan hat schon so manches mehr erlebt, wie sich aus seinen eigenen Erzählungen entnehmen lässt.

Die Ironie und der Witz des Romans werden von Heinz-Dieter Sommers Hörspiel-Bearbeitung sehr gut transportiert. Hier sind insbesondere die historischen Rückblenden zu erwähnen, die im „Wochenschau-Stil“ als Nachrichtensendung gespielt werden. Unterstützt wird das gute Drehbuch durch die musikalische Untermalung, für die Manfred Honetschläger und die hr-Bigband verantwortlich zeichnen. Eine Klasse Idee, diese Story mit Bigband-Sound zu vertonen.

Besonders das Sprecherensemble macht Spaß. Allen voran Matthias Habich, der vielleicht noch nicht so recht wie ein Hundertjähriger klingen mag, die Rolle so hingebungsvoll spielt, dass man ihm den Allan spätestens nach den ersten drei Dialogminuten voll abkauft. Nun, und danach kommen immer mehr Sprecher hinzu, weil sich die „Reise-Gruppe“ um Allan immer mehr erweitert: Walter Renneisen spricht den Julius, Charly Hübner ist Benny und die „schöne Frau“ Gunilla wird wundervoll von Marion Breckwoldt gespielt. Einzig Udo Schenk, der als Moderator der historischen Sequenzen eingesetzt wird, hätte ich mir in einer anderen Rolle gewünscht, die ihm mehr Emotion bzw. sein volles spielerisches Können abverlangt hätte.

Fazit: Ein Hörspiel, das von vorn bis hinten Spaß macht. Eine Mischung aus Roadmovie, Krimi und Komödie, gespickt mit dem Hauch des Besonderen.

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