Partitur 9: Saladin Hot

Nico Steckelberg   06. Oktober 2015  
Partitur 9: Saladin

Rückentext

Es war im Juni des Jahres 1782. Während ich mich in einem Zustand eitler Zufriedenheit befand, wusste ich meinen Freund Amadeus in argen Seelennöten. Die geplatzte Hochzeit mit seiner Constanze setzte ihm noch immer schwer zu. Etwas Ablenkung bot der Jahrmarkt, in dessen Nähe man die Leiche eines ermordeten Landstreichers gefunden hatte: Der Wiener Wurstelprater. Wir mischten uns unter die Gaukler, Feuerschlucker und Wahrsager, um die letzten Stunden im Leben des Toten zu rekonstruieren, und stießen dabei auf eine ganz besondere Attraktion: Den Saladin. Einen wundersamen Automaten, der nicht nur das Schachspiel beherrschte, sondern auch sprach und von seinem Platze aufstehen konnte. Sollte diese Maschine womöglich... zum Leben erweckt worden sein?

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
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Atmosphäre 
 
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Sprecher 
 
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Soundtrack 
 
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Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
9,0

Im 18. Jahrhundert erfuhren die so genannten „Automaten“ zunehmende Beliebtheit. Alles, was den Anschein erweckte, durch eine undurchschaubare Mechanik angetrieben zu sein, wirkte wie ein Magnet auf die breite Masse. Kein Wunder, dass so etwas wie ein vermeintlich intelligenter „Schachautomat“ im Gewand eines Türken für Aufsehen sorgte. Der zunehmend aus Herzschmerz-Gründen verwahrloste Amadeus und sein Freund Resch begeben sich in der 9. Partitur der Hörspielserie aus dem Hause Hörplanet auf den Wiener Wurstelprater, und machen dabei Bekanntschaft mit ebendiesen Automaten namens Saladin. Er gewinnt scheinbar jede Schachpartie, auch gegen noch so starke menschliche Gegner. Als kurze Zeit darauf eine Leiche gefunden wird und ein Zeuge den Saladin als Täter beschreibt, begeben sich die beiden auf Spurensuche.

Tim Knauer als Amadeus und Kim Hasper als Justus Resch sind wieder einmal in ihrem Element. Insbesondere die Verwahrlosung des Komponisten wird überaus wirkungsvoll dargestellt. Selten hat man den Gestank eines Menschen alleine auf Grund von Hörspieldialogen so eindrücklich riechen können. Fast schon so eklig-gut beschrieben wie Patrick Süskind in seinem „Parfüm“. Auch die anderen Sprecher (darunter Luisa Wietzorek, Ralf Mertens, Robert Missler, Jan Spitzer und viele, viele andere) und das gute Sounddesign untermalen diese authentische Atmosphäre. Der Soundtrack von Dennis Rohling gefällt mir auch diesmal wieder recht gut.

Ich bin sehr froh darüber, dass mit Hilfe von privaten Produzenten und „Unterstützern“ dieses Hörspiel realisiert werden konnte. Das zeigt, welchen engagierten Fan-Stamm sich die Reihe in nur 9 Folgen aufbauen konnte. Die Qualität von Story und Umsetzung ist aber auch wirklich angenehm hoch, und ich würde mir wünschen, dass auf Grund weiterer „Spenden“-Aktionen noch weitere Fälle umgesetzt werden könnten.

PS: Den „Schachtürken“ gab es übrigens tatsächlich, und es gelingt Sebastian Weber wieder einmal hervorragend, seine Fiktion um Wolfgang Amadeus Mozart und dessen Freund Resch mit historischen Fakten so zu spicken, dass sich Story und Wirklichkeit perfekt ergänzen. „Amadeus“ ist einfach eine grandiose Hörspiel-Serie.

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