Das Lufer Haus Hot

Nico Steckelberg   20. März 2012  
Das Lufer Haus

Rückentext

Im Jahr 2008 verbringt ein parapsychologisches Forscherteam zu Untersuchungszwecken einige Tage im legendären Spukhaus der Familie Lufer und verschwindet dort spurlos. Lediglich die Tonaufnahmen der Expedition liefern ein verstörendes Zeugnis der Geschehnisse.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
7,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
10,0
Aufmachung 
 
10,0
Gesamtwertung 
 
9,2

Das nenne ich mal eine gepflegte Gänsehaut! Kai Schwind und ein Ensemble von Sprechern haben sich im Herbst letzten Jahres in ein altes Haus begeben, um unter möglichst realistischen Bedingungen ein Live-Hörspiel aufzunehmen, in dem es um die Erforschung paranormaler Begebenheiten in einem alten Haus geht.

Dabei wird das fertige Hörspiel als eine Ansammlung von Tondokumenten betrachtet, die unkommentiert die Geschehnisse im Lufer-Haus wiedergeben. Der Hörer hat somit das Gefühl, mittendrin zu sein. Das wirkt sich vor allem auf den Angstfaktor aus. Jedes Geräusch wirkt verdächtig, die Panik in den Stimmen der Schauspieler wirkt real. Und die schlurfenden, kratzenden und wispernden Soundeffekte sind so geschickt in das Audiomaterial eingearbeitet, dass sich die Blairwitch Project-Szenen förmlich vor dem inneren Auge des Hörers manifestieren. Eben lediglich in diesem sehr gruseligen Gemäuer statt im Wald.

Die Machart des Hörstücks erinnert an die Hörspielreihe „Mitschnitt“, die Story lehnt atmosphärisch stark und teilweise inhaltlich an Horror-Haus-Geister-Klassikern wie „The Others“ oder „House of Leaves“ an.

Die Schauspieler sind gerade in den panischen Szenen hervorragend authentisch, und ja! Dieses Hörspiel macht Angst! Nicht so gut finde ich hingegen die übertrieben alberne und unprofessionelle Art von Tontechniker Max Reekers, gespielt von Rodja Martin Schäfer. So geringschätzig würde sich wohl kein bezahlter Dienstleister über das Kernarbeitsgebiet seines Auftraggebers lustig machen. Und doch: In den Szenen, in denen es darauf ankommt, greifen alle Rädchen ineinander. Der Realismus kommt hierbei recht nah an die Hörspiele eines Paul Plamper heran, der für mich der Großmeister des Hörspiel-Realismus ist.

Der Horror schwillt dabei an von subtil (das plötzliche Aufhören von Grillenzirpen auf dem Tonband „Veranda“) bis hin zur Stufe „immens“ (die besten Szenen hier: Der Treppenhaus-Mitschnitt, in dem Professor Lindner plötzlich verschwindet oder die so genannte „EVP“-Szene im Keller). Das ist schon eine Atmosphäre, die so dicht ist, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte.

Die Bruce-Willis-artigen und, wie ich finde, recht lauten Datums-, Zeit- und Ortsangaben, die vor jedem Tonbandauszug von Detlef Bierstedt gesprochen werden, sind mir persönlich zu theatralisch. Mit einem Gert Heidenreich oder Till Hagen hätte man einen noch stärkeren Dokumentations-Charakter erzielen können.

Es gibt keine Musik, lediglich kurze Snippets, wenn jemand beispielsweise ein Band abhört, auf dem noch Musikaufnahmen waren, oder – eine liebevolle Hommage – wenn einer der Charaktere zum Einschlafen ein Drei-???-Hörspiel hört. Aber man vermisst auch keine Musik, die Geräusche reichen völlig aus.

Fazit: Experiment gelungen. „Das Lufer Haus“ ist ein wirklich schauriges Hörspiel-Theaterstück, das man sich gern öfter anhört. Denn es gibt jedes Mal wieder etwas Neues zu entdecken.

Übrigens: Auf der Website der Lauscherlounge gibt es noch einen geheimen, passwortgesicherten Zusatzmitschnitt zum Downloaden, der noch etwas mehr Licht ins Dunkel der Geschehnisse bringt.

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