Herz der Finsternis

Herz der Finsternis Hot

Michael Brinkschulte   13. Januar 2017  
Herz der Finsternis

Rückentext

Reise ins Herz des Bösen
 
Im Jahr 1939 reist Kapitän Marlow zum letzten blinden Fleck dieser Erde. Er soll den verschollenen Elfenbeinhändler Kurtz suchen, der im afrikanischen Dschungel ein zügelloses Leben führt. Marlow reist immer tiefer in die Wildnis, dorthin, wo die vermeintliche Zivilisation des weißen Mannes zu bröckeln beginnt und sich das Böse offenbart. Conrads Meisterwerk diente nicht nur Francis Ford Coppola als Vorlage zu „Apocalypse Now“, bereits 1939 schrieb Welles dazu ein nie verfilmtes Drehbuch. Nun kann man diese Adaption als Hörspiel entdecken – ein imaginärer Film über die Abgründe des Kolonialismus, mit dem Orson Welles zugleich den im Herzen europas wütenden Nationalsozialismus verurteilte.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
7,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
8,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
8,2

Wie ist das Hörspiel umgesetzt?
 
Die vom WDR umgesetzte Hörspielfassung eines Filmdrehbuchs ist hier auf zwei CDs mit rund zweieinhalb Stunden Spielzeit zu hören. Insgesamt sind 19 Sprecher an der Produktion beteiligt, die das Hörspiel gelungen umsetzen. 
Die Hörspielinszenierung greift auch die Regieanweisungen auf, was dem Hörer ein gewisses Umdenken abverlangt, gilt es doch sich die Szenerien vorzustellen.
Begleitet wird das in einem Digipack dargebotene Hörspiel durch ein Booklet, welches die Vita von Orson Welles, einen erläuternden Text zur Umsetzung eines imaginären Films sowie Fotos beinhaltet. Die Sprecherliste hingegen ist im Digipack direkt abgedruckt.
 
 
Resümee:
 
Dieses Hörspiel wirkt durch die Inszenierung als Film mit Regieanweisungen zunächst befremdlich, wird aber, sofern sich der Hörer auf diese Erzählweise einlassen kann, zu einem überaus interessanten Hörerlebnis. Die Geschichte um Kapitän Marlow, der sich in den Dschungel aufmacht, um Kurtz, den Elfenbeinhändler zu suchen, stellt historische Gegebenheiten in den Fokus und übt deutliche Gesellschaftskritik.
 
Hier wird eine Adaption von Orson Welles des Romans von Joseph Conrad geboten, die zeigt, wie gut Welles Geschichten zu erzählen wusste. Indem er die Romanhandlung in eine andere Zeit transferierte ergab sich schon beim Drehbuchschreiben eine ganz eigene Struktur. Für Freunde des Buches von Joseph Conrad sei allerdings gesagt, dass vom ursprünglichen Plot nicht viel bleibt. Hier steht ganz allein Welles Neuinterpretation des Stoffes im Fokus.
 
Im wahrsten Sinne Kino zum Hören!

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