Das Recht der Alten auf Eigensinn

Das Recht der Alten auf Eigensinn Hot

Nico Steckelberg   15. August 2009  
Das Recht der Alten auf Eigensinn

Hörbuch

Untertitel
Ein notwendiges Hörbuch für Angehörige und Pflegende
Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
4

Rückentext

Der Bestseller von Erich Schützendorf über die „eigensinnigen Alten“ endlich auch als Hörbuch! Ein unkonventionelles und lehrreiches Hörvergnügen für (pflegende) Angehörige alter Menschen: Erscheinen uns letztere doch oft eigensinnig und schwierig: Sie halten sich nicht immer an die Verhaltensregeln der Erwachsenenwelt, weichen von Normen ab und können den Ausdruck ihrer Freuden, Ängste, Fantasien, Bösartigkeiten und Gelüste (die wir alle haben) nicht mehr kontrollieren.
Dieses Hörbuch eröffnet ungewohnte Sichtweisen: Es stellt vertraute Reaktionen Angehöriger in Frage und plädiert für ein neues „Miteinander“. Mit viel Verständnis und Nachsicht für die menschlichen Schwächen beider Seiten werden Wege zu einem gelassenen und entlastenden Umgang mit den „schwierigen Alten“ aufgespürt.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
7,0
Aufmachung 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
7,5

Man ist besonders als Kind einer Flut allgemeiner Erziehungsversuche und –bestrebungen ausgesetzt. Im Erwachsenenalter nimmt dies ab, man ist weitest gehend für sich selbst verantwortlich. Und im Alter? Nun, da beginnen die Erziehungsversuche von Neuem. Erwachsene Kinder von alten, teils verwirrten Menschen kommen nicht mit der Situation zurecht, dass ihre Eltern vergesslich werden, die Herdplatte anlassen oder Nachts in den Garten gehen. Und dann beginnt sich das Erziehungskarussell zu drehen: Die erwachsenen Kinder erziehen ihre Eltern. Und denen missfällt dies natürlich. Immer mehr Aufgaben nehmen die jüngeren den alten Menschen ab. Das Alter wird als Symptom gedeutet, und alsbald dürfen alte Menschen nicht mehr selbst über ihr Leben entscheiden.

Der Diplom-Pädagoge, Alters-Experte und Autor Erich Schützendorf hält dem Hörer in kleinen Geschichten einen Spiegel vor das Gesicht. Wir hören Situationen, die wir so oder so ähnlich selbst erlebt haben oder mitbekommen haben. Und wir erkennen auf einen Schlag, wie verwerflich und unmoralisch dieses Verhalten ist, das jedoch offenbar gesellschaftlich voll toleriert wird. Es ist ein unbequemes, aufrüttelndes Hörbuch, das aber auch einen Hauch eines gewissen bittersüßen Humors nicht missen lässt.

Ein Beispiel: Schützendorf berichtet von einer Pflegeeinrichtung, in der bei der Essensvergabe eine alte Dame stets als Allererste das Essen haben möchte, und deshalb macht sie jedes Mal einen lautstarken Aufstand bei der Essensausgabe. Schützendorfs Frage an das Pflegepersonal: „Warum geben Sie ihr denn nicht einfach ihr Essen als erstes?“ Antwort des Personals: „Ha, dann kriegt die ja, was sie will!“

Ein paradoxes Beispiel für „schwarze Pädagogik“, auf die Schützendorf ausgiebig eingeht.

Erich Schützendorf liest sein Buch selbst. Mit seinem rheinländischen Dialekt wirkt die Lesung sofort sympathisch, wenngleich sie natürlich nicht mit den namhaften Star-Stimmen der Synchonsprecher mithalten kann. Die vorgetragenen Beispiele klingen jedoch durch seine Darbietung authentisch und realistisch.

Fazit: Ein gutes, Augen öffnendes Hörbuch für alle, die viel mit alten Menschen zu tun haben oder wissen, dass ihre Familienmitglieder ein höheres Alter erreichen. Unterm Strich ist wichtig: Das Alter ist weder eine Krankheit, noch ein Symptom. Und Eigensinn im Alter muss erlaubt sein, denn es ist ein Persönlichkeitsrecht.

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