Frankfurter Buchmesse 2014 (Teil 1)

Frankfurter Buchmesse 2014 (Teil 1) Hot

Michael Brinkschulte   14. Oktober 2014  
Frankfurter Buchmesse 2014 (Teil 1)

Bericht

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08. Oktober 2014

Hörspiegel-Bericht

Wie in jedem der letzten Jahre war der Hörspiegel auch in diesem Jahr wieder auf der Frankfurter Buchmesse vertreten, um Kontakte zu pflegen, Kontakte zu knüpfen und für unsere Leser zu berichten.

Den Anfang machte dieses Jahr Michael Brinkschulte, der am Donnerstag auf der Messe weilte. Christine Rubel stürzte sich ins Wochenendgeschehen, ihr Bericht folgt in Kürze.


Frankfurter Buchmesse Donnerstag 9.10.2014 (Michael Brinkschulte)

In diesem Jahr bin ich sehr froh, dass ich einen der Fachbesuchertage auf der Frankfurter Buchmesse besuchen zu können, nachdem ich in den vergangenen Jahren stets am Wochenende da war, an dem das Besucheraufkommen noch höher ist. Zudem gibt es dann noch einen weiteren Unterschied, der mir erst bewusst wurde, als ich auf der Messe bin. Die Manga-Fans in ihren Verkleidungen fehlen. Der gesamte Bereich der Comics ist fast ohne Geschiebe der Besucher begehbar und man hat freien Blick auf die Auslagen der Stände. Irgendwie auch schade, denn die Imposanten Verkleidungen sind ein optisches Highlight, das ich in diesem Jahr nicht vor die Kamera bekommen habe.

Dafür gab es anderweitig eine ganze Menge zu sehen, zu hören und zu betrachten. Aber dazu jetzt einmal chronologisch:

Nach einer Anreise mit Regen, die im Messe-Parkhaus endete, geht es gemütlich im Bus zum Messegelände selbst. Dort angekommen hatte ich mir vorgenommen zum Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage zu gehen. Dieses Jahr ist dieser in einer anderen Halle als in den Vorjahren und liegt entgegen dem bekannten Muster nicht am Rand einer Halle, sondern mitten drin im Geschehen. Ich muss also erstmal etwas suchen und bewege mich dabei vorbei an vielfältigen Ständen, an denen beraten, ausgestellt, aber auch vorgeführt wird. An einem Stand steht gerade ein Koch mit einem Moderator am Herd. Ich schaue näher hin und kann auf einem Plakat erkennen, dass es sich um eine Kochshow mit Surdham Göb am Stand der Gourmet Gallery in der Halle 3.1 handelt, wo dieser sein Buch ‚Vegan Daily‘ vorstellt. Das anwesende Publikum folgt interessiert den Ausführungen.

Mein Weg führt mich weiter, vorbei an größeren Freiflächen, die als W-LAN Punkte gekennzeichnet sind und an gut gefüllten Auslagen der Kioske, an denen sich die Messebesucher mit Getränken und Nahrung zu Messepreisen versorgen können.
Ich entdecke ein großes Plakat zur Initiative ‚Vorsicht Buch!‘ der Deutschen Buchbranche und muss aufgrund des Slogans ‚Die besten Filme entstehen im Kopf‘ wieder daran denken, dass auch Hörspiele und Hörbücher Kopfkino versprechen. Also nun nichts wie hin zum Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage.
Angekommen stelle ich fest, dass der Stand kleiner erscheint, als noch im vergangenen Jahr. Das mag natürlich auch an der Lage des Standes in mitten der Halle liegen, aber mir fällt auf, dass einzelne Verlage, die im letzten Jahr vor Ort waren, diesmal nicht da zu sein scheinen. Ich verschaffe mir einen Überblick welche Verlage vertreten sind und komme zuerst mit dem Vertreter von Lübbe Audio ins Gespräch. Dieser stellt mir kurz die neuesten Produkte vor, unter denen sich auch der aktuelle Roman von Ken Follet ‚Kinder der Freiheit‘ als gekürzte Lesung befindet. Auf meine Nachfrage, warum am Stand keine MP3-Hörbücher zu sehen sind, bekomme ich die Antwort, dass diese in der Gunst der Käufer weniger Zuspruch haben. Für weiter Informationen werde ich an den Hauptstand von Lübbe in einer anderen Halle verwiesen, dort schaue ich später vorbei, habe jedoch kein Glück, alle Gesprächspartner sind belegt oder terminlich gebunden.

Am Stand von AudioPool, einem Hörbuchvertrieb der mehrere Verlage vertritt, werden mir verschiedene neue Titel vorgestellt, zum Teil von Verlagen, die ich persönlich bisher noch nicht kannte, die aber einen vielversprechenden Eindruck machen. Zu den von AudioPool vertretenen Verlagen gehören zum Beispiel ‚Buchfunk‘, ‚Eins A Medien‘ ‚Hörflüge‘, ‚Mono Verlag‘ und ‚Ohrenschmauss Verlag‘. Am direkten Nachbarstand ist Sprecher Christian Brückner persönlich anwesend, um seine Parlando Edition vorzustellen.
Da einige der Standbetreuer von anderen Interessierten umlagert sind, gehe ich ein paar Standplätze im Gemeinschaftsstand weiter und komme mit Frau Bussweiler von ZYX ins Gespräch, die mir das umfangreiche Programm des Verlages vorstellt. Dieses reicht von Kinderhörbüchern über unterschiedliche Genres bei Erwachsenenliteratur bis hin zu Musik und Film. Neuerdings stellt der Verlag auch medial gemischte Produktionen vor, die DVD und CD beinhalten. Das Spektrum ist sehr umfassend und bietet viele interessante Aspekte.

Weiter geht es für mich nochmals über die Fläche des Gemeinschaftsstandes, doch entweder sind die Standbetreuer mit anderen Interessenten beschäftigt oder zurzeit nicht vor Ort. Ich entschließe mich den Weg in die weiteren Gänge und Hallen anzutreten und später noch einmal an diesen Ort zurückzukehren.

Ich erreiche den Stand des Kübler Verlags und treffe dort Herrn und Frau Kübler an, die mich freundlich begrüßen. Wir kommen ins Gespräch über aktuelle Hörbuchproduktionen und ich erfahre, dass die Zukunft der Hörbuchproduktionen in Richtung MP3 geht. Nach kurzer Gesprächszeit kommen zwei Herren an den Stand des Verlages. Herr Kübler erklärt mir, dass jetzt ein Herausgeber-Treffen am Stand stattfindet. Auf die Frage, ob ich Interesse habe mich dazuzusetzen, bleibt nur eine Antwort: Ja, natürlich! Herr Kübler stellt mir Herrn Martin Compart (Herausgeber der Flashman Reihe aus der Feder von George MacDonald Fraser) und Herrn Andreas Ludden (Herausgeber und Übersetzer der Mika Waltari Romane) vor. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, ich werde zu meiner Meinung bezüglich Kürzungen von Hörbüchern befragt, bekomme Informationen zur historischen Korrektheit der fiktiven Flashman Reihe und zu den Neuübersetzungen der Mika Waltari Romane. Hier ist besonders interessant, dass die Romane ursprünglich vom Finnischen ins Schwedische und aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt wurden. Zudem wurden die Romane schon zur Übersetzung ins Schwedische gekürzt. Herr Ludden hat nun erste Romane neu und ungekürzt direkt aus dem Finnischen ins Deutsche übersetzt und im Kübler Verlag herausgegeben. Durch den vorherigen Transfer durch Übersetzung über eine Brückensprache, haben die nun Romane zum Teil 150 bis 200 Seiten mehr Umfang, als in der alten Übersetzung.
Nach weiteren interessanten Themen verabschiede ich mich und schaue zwei Stände weiter beim audio media Verlag vorbei. Dort werde ich, da kein Gesprächspartner frei ist, mit aktuellen Veröffentlichungskatalogen versorgt und wende mich den nächsten Gängen zu.

Mein Weg führt mich zum Stand von HeadRoom, einem Hörbuch-/Hörspiel-Verlag, der von Features bis hin zu Vertonungen von Bilderbüchern, letztere mit pädagogischem Begleitmaterial, ein interessantes Spektrum für Jung und Alt anbieten. Ich komme kurz mit Regisseurin und Geschäftsführerin Theresia Singer ins Gespräch, die mich über kommende Produktionen und aktuelle Features informiert. Nach dieser kurzen Stippvisite am immer freundlichen HeadRoom-Stand, wende ich mich in Richtung der Halle, in der der diesjährige Ehrengast Finnland sich vorstellt.

Auf dem Weg dorthin komme ich durch das ARD Forum, das im Erdgeschoss mit Studio und Live-Berichterstattung, sowie einem Hörspielstudio vertreten ist. Ich habe mal das richtige Timing und werde im Hörspielstudio , der so genannten HörSpiel-Box Zeuge eines Live-Hörspiels ‚Sherlock Holmes Krimigeschichten‘. Oliver Rohrbeck (ich glaube ihn muss ich niemandem vorstellen) ist mit beteiligt und Hörspielregielegende Heikedine Körting (Fünf Freunde, Die drei Fragezeichen, TKKG, uvm.) entdecke ich auch. In der HörspielBox sind viele junge Menschen versammelt, die sich mit Elan ihren Rollen widmen. Für diese Umsetzung wurde kurzfristig das Skript geändert, damit alle interessierten auch mitmachen können. Zum Ende gibt es für alle Beteiligten ein Gruppenfoto.
Die Ergebnisse der HörSpiel-Box sind auf hr-online.de zu hören (‚Hörspielbox‘ als Suchbegriff eingeben und Ihr landet, wenn alles gut geht, auf der Podcast Seite zum Hörspiel-Projekt).

Die Treppen hoch und schon stehe ich im Reich von Finnland, dem diesjährigen Gastland. Von der Decke herab sind runde Areale abgeteilt, die Installationen, Projektionen und mehr beinhalten. Die Umsetzung der Darstellung des Landes ist schwer zu beschreiben, daher mein Hinweis auf die Fotos zum Bericht.

Zurück aus Finnland gehe ich in Richtung der Ausstellungshallen zurück, vorbei an der Kalenderausstellung, die eine unheimliche Vielfalt von klein bis groß, von schwarzweis bis grell bunt und von Naturaufnahmen bis zum Literaturkalender aufweist. Auf meiner Wanderschaft durch die Hallen fällt mir auf, dass einzelne Verlage zwar am Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage vertreten sind, an ihren Hauptständen jedoch viel mehr Hörbücher vorstellen als dort. Zum Teil finden sich jedoch auch Verlage, die sich bewusst nicht am Gemeinschaftsstand präsentieren. Einer davon ist Radioropa Hörbuch aus dem Hause Technisat. Am Messestand sind die aktuellen Veröffentlichungen zu finden und im Gespräch mit der Dame am Stand wird nochmals betont, dass die Hörbücher dieses Verlages durchweg ungekürzte Lesungen im MP3-Format sind. Der Verlag hat in früheren Jahren auch Audio-CDs produziert, doch in Zeiten von MP3-Playern usw. ist der Weg zum reinen MP3-Hörbuch der logische Schritt gewesen. Im Gespräch geht es weiter um Vorlieben bezüglich männlicher bzw. weiblicher Sprecher, sowie die Umsetzung von Hörbüchern, die aus Sicht einer Frau geschrieben wurden mit einem männlichen Sprecher und umgekehrt.

Im Verlauf meines Besuchstages auf der Messe erfahre ich, dass es einzelne Verlage schwer haben, sich mit guten Buchlizenzen zu versorgen, da ‚Audible‘ aufgrund der finanziellen Möglichkeiten die besten Werke für sich sichert. So bleiben für kleinere Verlage oftmals nur Spartenprodukte oder Autoren der zweiten oder dritten Kategorie, was nicht bedeutet, dass diese Autoren schlechter schreiben, sondern vielmehr, dass der Bekanntheitsgrad nicht so groß ist und somit die zu erwartenden Verkaufszahlen geringer sind.

Nach einer abschließenden Runde vorbei an Schulbuchverlagen, E-Book und Multimedia-Angeboten ist mein Messetag zu Ende und ich mache mich auf zum Bus, um mein Auto aus dem Parkhaus zu befreien.


Siehe auch Teil 2

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