Frankfurter Buchmesse 2011: Impressionen

Frankfurter Buchmesse 2011: Impressionen Hot

Nico Steckelberg   14. November 2011  
Frankfurter Buchmesse 2011: Impressionen

Bericht

Künstler
Veranstaltungsort
Veranstaltungsdatum
12. Oktober 2011

Hörspiegel-Bericht

Vom 12.10.2011 bis 16.10.2011fand auch in diesem Jahr wieder die Buchmesse in Frankfurt statt. Insgesamt waren 7.384 Aussteller aus 106 Ländern vor Ort, über 3.200 Veranstaltungen zogen rund 280.194 Besucher an (Quelle: Frankfurter Buchmesse). Die Hörspiegel-Redakteure Christine Rubel und Michael Brinkschulte nutzten die Gelegenheit um sich vor Ort über die neuesten Veröffentlichungen der Verlage zu informieren, diverse spannende Gespräche zu führen und ihre Messeeindrücke vorzustellen.

_________________________________________

Mittwoch, 12.10.2011
von Christine Rubel.

Endlich war es soweit! Seit Jahren wollte ich zur Buchmesse, nie hat es geklappt und jetzt sogar an den Pressetagen. Mit ganz hohen Erwartungen fuhr ich Mittwochs nach Frankfurt, auf der Suche nach Hörbuch- und Buchneuheiten. Die Organisation war prima, und so war ich kurz nach 9 Uhr da und wurde fast von dem Riesenangebot erschlagen. Trotz Vorbereitung war erst mal Orientierung angesagt.

Fündig wurde ich dann in Halle 3, mit den großen Verlagen wie Lübbe, Blanvalet, dtv, diogenes, Krimiverlage wie Grafit, Gmeiner und KBV, aber auch Hörbuchverlage wie HörbucHHamburg, Der Hörverlag und Random House. Glücklicherweise war es nicht brechend voll und so hatte ich Gelegenheit zu netten und informativen Gesprächen.

Als erstes war ich bei Hörbuch Hamburg, die auch stellvertretend für Silberfisch und
Osterwoldt Audio standen. Nicht nur die geliebten Kluftingers und Nele Neuhaus standen da im Regal, auch die komplett gelesenen Biss-Romane waren neu im Programm, zusätzlich zu den wirklich gut geschnittenen 6-CD-Versionen. Da war ich eindeutig auf dem richtigen Weg.
Dann ging es weiter zu Lübbe Audio, wo Daniela Katzenberger ihr neues Hörbuch „ Sei schlau, stell Dich dumm“ vorstellte. Schon ihre Ankunft war aufsehenerregend, und sie gab auch direkt zu, dasss sie das Buch nicht selber geschrieben habe. Das Hörbuch hat sie immerhin selber eingelesen.
Stellt sich die Frage, ob man es hören oder lesen muss, aber das kann jeder für sich entscheiden.
Danach habe ich den Gemeinschaftsstand der Hörverlage gesucht und gefunden. Dort gab es größere Stände wie Radioropa und DAV, aber auch winzige Stände, teils ganz ohne Ansprechpartner, was etwas schade war.

Der DAV stellte seine Neuheiten vor, die von Heinrich von Kleist bis Rita Falk reichen. Ob klassisch, psychologisch, spannend, informativ, lustig, für jeden Geschmack war etwas dabei. Auch Erklärungen und Geschichten zu den Hörbüchern gab es, denn es stellt sich dann doch die Frage, ob Jürgen von der Lippe eine Bibel für Kinder lesen oder Christian Tramitz den Ebershofer Franz verkörpern kann. Das wird zu klären sein, bin gespannt.

Eine prima Auswahl und eine sehr nette Unterhaltung hatte ich auch am Stand von Radioropa.
Nicht nur Eifel- und Rhein-Main-Krimis, auch Historienromane, Vampirromane und Belletristik stehen im vielfältigen Programm. So waren wir uns einig, dass es nicht nur die reißerischen Romane sind, die hörenswert sind, sondern dass auch leise Romane wie „Das Glück ist eine Reise“ von Caroline Vermaille oder „Halbes Leben“ von Mats Strandberg eine Chance bekommen sollten (beim Hörspiegel rezensiert).

Bei Audio Media gibt es nicht nur eine Reihe „Die besten Ermittler aller Zeiten“, sondern auch die „CD Wissen“-Reihe. Natürlich auch Krimis von Andreas Franz, Oliver Pötzsch und Andreas Föhr.

Random House zeichnet verantwortlich für die Reihe „Brigitte-Starke Stimmen“, in der bekannte Sprecher ausgesuchte Romane und Krimis einlesen, so zum Beispiel Jan-Josef Liefers die Romane um Dr. Siri. Aber auch Bücher wie Gaby Kösters „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“.

Der vergleichsweise kleine Verlag USM, der die Kinderhörbücher um das Einhorn Sternenschweif und Pumuckl herausgibt, hat sich hauptsächlich auf Lernprogramme für Kinder und Erwachsene Spezialisiert, bringt Spiele, Wissen und Unterhaltung als Apps heraus, sowie den National Geographic auf DVD.

Zum Schluss habe ich bei den Buchverlagen nach Krimis gestöbert und bin dabei am KBV-Verlag auf Verleger und Autor Ralf Kramp getroffen, der mich mit seinen Geschichten um Herbie Feldmann schon sehr erfreut hat. Natürlich musste ich ein Autogramm haben, war ja klar.

Bei Grafit und Gmeiner kamen weitere Regionalkrimis auf die persönliche Wunschliste und mit Katalogen und einigen Hörbüchern und Samplern bepackt trat ich den Heimweg an.

Ich werde sicherlich gerne wiederkommen, denn die Frankfurter Buchmesse ist eine Reise wert.

_________________________________________

Samstag, 15.10.2011
von Michael Brinkschulte.

Schon bei der Anreise war es zu merken: Bücher und alles was mit ihnen auch im weiteren Sinne zu tun hat, also Hörbücher, Hörspiele, Comics, Sprachsoftware, etc. stehen beim Publikum in Deutschland hoch im Kurs. An den Nummernschildern im Parkhaus war ersichtlich, dass auch weitere Anreisen in Kauf genommen wurden.

Samstag, der erste Tag, an dem für das allgemeine Publikum geöffnet wurde (zuvor war es Fachbesuchern vorbehalten durch die Hallen zu stöbern und Kontakte zu pflegen) wurde gut angenommen. Mit den Shuttle-Bus ging es für die Besucher vom weiter außerhalb gelegenen Parkhaus zum Messegelände, wo durch gute Organisation beim Einlass nur geringfügige Schlangen entstanden. Schon im Bus konnten Comic-Fans in Manga-Verkleidung, sowie Rollenspielfans in ihren Kostümen bewundert werden. Diese hatten sich zum Teil so üppig in Schale geworfen, dass sie mit einem Sitzplatz im Bus nicht auskamen oder gegebenenfalls nur stehend von A nach B transportiert werden konnten.
Die Halle 3 war dann auch das Ziel dieser Spezies, die sich dort in nicht unbeträchtlicher Zahl an den einschlägigen Ständen und der dort angesiedelten Bühne tummelten.

Ich persönlich begab mich zuerst auf eine kleine Erkundungstour, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Dabei fiel mir schnell auf, dass unter den Besuchern zielstrebig nach Ständen gesucht wurde, bei denen Promotion-Artikel kostenlos abgegeben wurden. Der ‚Buschfunk‘ bezüglich der Standortweitergabe entsprechender Verlage funktionierte prächtig und so kam es vor, dass sich bei einigen Menschentrauben bildeten.
Solche Ansammlungen waren jedoch nicht nur den kostenlosen Hörproben, Taschen, Büchern etc. geschuldet, nein, auf der Messe gab es vielfältiges an Live-Programm zu entdecken. Vor den entsprechenden Bühnen sammelten sich je nach Vorkommen von Prominenten mal mehr und mal weniger Menschen, um dort zuzuschauen oder zu hören. An einer nicht unerheblichen Anzahl von Verlagsständen saßen Autoren, die aus ihren Werken lasen, zum Teil wurde auch von professionellen Hörbuchsprechern vorgetragen.

Die Gänge füllten sich zusehends immer mehr und es wurde deutlich, dass immer noch Menschen anreisten. Im Gespräch mit einigen Medienvertretern wurde schnell deutlich, dass der Ansturm in den letzten Tagen mit reinem Fachpublikum nicht so extrem gewesen war.

Kontaktpflege und das persönliche Kennenlernen von Verlagspartnern, die man sonst nur per E-Mail kennt, stand für mich natürlich auch auf dem Programm. Ich wollte mich über neue Ideen, Veröffentlichungen und speziell beim Karl May Verlag, über das im kommenden Jahr anstehende Jubiläum zum Todestag von Karl May schlau machen.

Mein erstes Ziel war der Stand von Digital Publishing, einem Verlag, der sich dem Sprachlernen verschrieben hat und dort auf unterschiedlichste Art Angebote bereit hält. Neben der Reihe ‚… lernen mit The Grooves‘, einem musikalisch aufbereiteten und unterstützten Programm zum Lernen von Sprachfloskeln, Sätzen und Alltagskommunikation, die in Schwedisch, Arabisch, Russisch, Englisch, Französisch, aber auch Bayrisch, Wienerisch oder Schwyzerdütsch und vielen weiteren Sprachen vorliegt, befasst sich Digital Publishing vornehmlich mit Sprachlernprogrammen, die auch per Computer gestützt oder komplett am PC durchgeführt werden.
Im Rahmen der ‚… lernen mit The Grooves‘ Reihe wurde mir am Stand das neuste Werk vorgestellt, eine CD zum Polnisch lernen. Im Hinblick auf die Fußball EM in Polen im kommenden Jahr sind dort auch Fußballvokabeln und Redewendungen mit eingebunden.
Ein weiteres Gesprächsthema war die Reihe ‚Sprache lernen mit literarischen Bestsellern‘, in der Kurzgeschichten bekannter Schriftsteller im sprachlichen Original als Buch, Hörbuch und CD-ROM mit Temporegulierungsmöglichkeit beim Vortrag angeboten werden. Auch die Sprachlernsoftware war Thema des Gesprächs, dazu und zu den oben angesprochenen Medien in Kürze mehr bei den Reviews.

Mein nächstes Ziel war ein Verlag, dessen Veröffentlichungen mir bisher immer sehr gut gefallen haben ‚Kuebler-Hörbuch‘. Dort traf ich Herrn und Frau Kübler an, die mich freundlich begrüßten und sich mit mir längere Zeit über die Serie um den Helden ‚Richard Sharpe‘ von Bernhard Cornwell unterhielten, die mit Torsten Michaelis als Sprecher mit bisher fünf Folgen erschienen ist. Weitere Folgen sind in Planung. Näheres zu dieser Serie im zugehörigen Hörspiegel-Special, sowie den Reviews.
Auch die Serie um ‚Kapitänleutnant Aubrey‘ der aus der Feder von Patrick O‘Brian stammt und mit Russel Crowe in der Hauptrolle im Film ‚Master & Commander‘ verfilmt wurde, war ein Thema. Gerade auch die Rolle des Sprechers Johannes Steck im Rahmen der Reihe wurde thematisiert. (Siehe auch Review zu ‚Kurs auf Spaniens Küste‘.)
Es wurde ausgiebig über die bisherigen Produktionen des Verlages, die Hörbuch-Branche, geplante Produktionen und Vorlieben im literarischen Bereich gesprochen. Auch die Problematik mit Raubkopien bzw. Kopien von Hörbüchern auf ausländischen Download-Plattformen kamen zur Sprache.
Mit einem abschließenden Foto gemeinsam mit Herrn und Frau Kübler verabschiedete ich mich vom Stand und wanderte weiter durch die Messehallen.

Wie schon oben angemerkt war auch der Karl May Verlag mein Ziel, der im nächsten Jahr ein Jubiläum zum Todestag des Autors begeht. In diesem Zusammenhang, so durfte ich erfahren, sind einige Veröffentlichungen geplant, unter anderem ‚Karl May – ein Lesebuch‘, sowie ‚Winnetou und Old Shatterhand‘, beide Werke erscheinen im Frühjahr 2012.
Zudem gab es in diesem Jahr einen Schreibwettbewerb des Karl May Verlages, an dem sich junge Autoren beteiligen durften, der Hörspiegel hat diesen in den News angekündigt. Die Gewinner stehen inzwischen fest und werden mit ihren Geschichten veröffentlicht.
Weitere Veranstaltungen zum Jubiläum sind in Planung.

Beim Durchstreifen der Hallen traf ich immer wieder auf interessante Stände, die hinsichtlich der Aufmachung der Bücher ins Auge stachen, sodass ich immer wieder verweilte, um einen Blick zu riskieren. Die Zeit verflog sehr schnell und ich steuerte den Gemeinschaftsstand mehrerer Hörbuchverlage an. Dort angekommen wurde man schlichtweg von der Masse der ausgestellten Hörbücher und den Interessierten erschlagen, die sich zwischen den Hörbüchern durchschoben. Ein ruhiges Verweilen und ausführliches Studium der Neuerscheinungen war nicht gut möglich, da immer wieder geschoben und gedrückt wurde, wenn Menschen aneinander vorbei wollten.

Interessant fand ich, dass in den Regalen auch Dummys von Hörbüchern ausgestellt waren, die noch nicht erschienen sind. Unter anderem vom Erfolgsautor Jussi Adler-Olson, dessen neueste Veröffentlichung in Deutschland im Januar 2012 ‚Das Alphabethaus‘ sein wird. Der Dummy zeigte jedoch nur das Frontcover und das von vielen Besuchern interessiert in Augenschein genommene Backcover war leer, wodurch zum einen die Spannung erhalten bleibt, worum es geht, zum anderen der interessierte Hörer mit etwas Unmut den Dummy zurück ins Regal stellte.

Die Zentrierung der Hörbuchverlage an einem Ort mag für das Finden der Sparte ‚Hörbuch‘ nicht schlecht sein, für den Hörer wirkt die geballte Ladung jedoch eher als Überforderung, die den Überblick verlieren lässt. Da war es schon schöner in den Hallen auch noch vereinzelte Hörbuchverlage zu finden, deren Angebot übersichtlich und anschaulich präsentiert wurde und wo es noch die Möglichkeit zu einem netten Gespräch gab.

So steuerte ich im weiteren Verlauf meiner Tour über die Frankfurter Buchmesse den Stand von ‚Headroom‘ an, einem Verlag, der sich den Wissenshörspielen verschrieben hat. Hörspiele der Serien ‚Abenteuer & Wissen‘ sowie ‚Rätsel der Erde‘ haben wir beim Hörspiegel bereits besprochen, sie sind unter den Reviews zu finden. Am Stand wurde ich freundlich aufgenommen und erfuhr, dass die Planungen für die Fortsetzung des Programmes bereits in vollem Gange sind. Man darf gespannt sein. Ein besonderes Highlight, welches für den Verlag eine besondere Auszeichnung darstellt, wie mir berichtet wurde, stellen die Zusammenarbeit mit dem Magazin ‚Die Zeit‘ und gemeinsame Veröffentlichung der ‚Entdeckerbox‘ dar. Auch bei dieser Zusammenarbeit steht gegebenenfalls eine Fortsetzung ins Haus.

Nach einigen weiteren Runden durch die Hallen, dem vergeblichen Versuch an einigen Ständen Fuß zu fassen, was aufgrund der vielen Besucher zum Teil nicht möglich war, begab ich mich noch einmal in der Bereich der Stände mit Fachbüchern. Dort konnte ich feststellen, dass der Andrang in einigen Gängen sehr schwach war, in anderen hingegen überdimensional groß. Stände mit Spartenprogramm wurden von den Besuchern vielfach nur im Vorbeigehen betrachtet und schnell hinter sich gelassen. Dies mag zum Teil auch an der schlichten Präsentation gelegen haben. Stände mit deutlichem Blickfang waren auch im Interesse der Betrachter, wenn das Thema nicht unbedingt deren Ausrichtung entsprach.

Am Ende meiner Exkursion in die Bücherwelt kann ich klar feststellen: Wer alles sehen will, der muss mindestens 2 Tage einplanen.

Für mich war dieser Tag ein bereicherndes Erlebnis mit vielen Eindrücken, netten Gesprächspartnern und der Erkenntnis, dass es tatsächlich Menschen gibt, die mit Rollkoffern über die Messe wandern, um diese mit Gratiswaren zu bestücken und sich auf der Rückfahrt zum Parkhaus im Bus darüber austauschen, wer denn wohl mehr ergattert hat.

Weblink

http://www.Buchmesse.de

© 2002 - 2024 Der Hörspiegel - Lesen, was hörenswert ist. --- IMPRESSUM --- DATENSCHUTZ