Schattensaiten - Folge 4
"Tödlicher Atem"

© 2002 Pandoras Play
Rückentext:
Ungläubig starrten alle auf das Zeitungsfoto. Das war doch der Mann, den sie seit Tagen beobachtet hatten. Und doch war das Bild über einhundert Jahre alt. Hatten sie sich geirrt? Welches Geheimnis umgab den sonderbaren Schreiner Hermann Krüger?
Das Rätsel fing mit der neuen Mitbewohnerin der WG an. Warum war Frauke immer so müde und schweigsam? Hatte sie etwas zu verbergen? Daniel, Anne, Claudia und Christian setzen alles daran, dieses Rätsel zu lösen. Dabei stoßen sie auf eine jahrhundertealte Gefahr. Das Böse lauert verborgen und von allen unerkannt. Leider ahnen sie nicht, dass ihr Gegner schon über ihre Nachforschungen Bescheid weiß und tappen so unverhofft in die offene Falle.

Bestellinfo:
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Hörspiegel-Meinung (ck):
Das Rätselhafte beginnt im Grunde genommen schon, sobald man den vierten Teil von Pandoras Plays „Schattensaiten“ erstmals in Händen hält. Dies gilt natürlich nicht für das von Sandra Stücker erneut sehr ansprechend und graphisch hervorragend gestaltete Äußere. Es setzt die, mit den ersten drei Teilen begonnene Linie konsequent fort und verrät einiges über die Handlung. Letzteres wird dem Hörer aber, so wie es sein sollte, erst dann klar, wenn er sich schon mitten in der wieder einmal geschickt konstruierten Geschichte befindet. Und auch für diese gilt, dass Katja Behnke und Klaus Brandhorst konzeptionell ihrer Linie treu geblieben sind. Sie haben den Balanceakt zwischen dem Aufbau einer völlig neuen Idee und der Verknüpfung zur ersten Trilogie der „Schattensaiten“ nahezu perfekt gemeistert. So trifft der Hörer, wenn er denn zu den Stammgästen von Pandoras Play gehört, einige alte Bekannte wieder. Hierzu zählen nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch Gudrun, die zusammen mit ihnen aus der Schattenwelt „Rhangnarva“ geflohen war. So wird klar, dass natürlich auch diese Episode einzeln hörbar und hörenswert ist. Doch wer die schön eingeflochten Details genießen möchte, dem sei empfohlen, mit Teil 1 der „Schattensaiten“ zu beginnen. Es lohnt sich in jedem Fall.
 
Nun aber zurück zum Rätselhaften, das, wie schon gesagt, bereits auf den ersten Blick ins Auge fällt. Gemeint ist der Titel „Tödlicher Atem“. Ein Widerspruch in sich, sollte man denken. Denn der Atem steht gewöhnlich, vor allem aus der christlicher Tradition heraus, für den Beginn des Lebens. In einigen fernöstlichen Kulturen versinnbildlicht er sogar das Prinzip und die Philosophie des Lebens an sich. Ein krasser, rätselhafter Widerspruch also. Doch wie so oft, ist auch hier alles eine Frage der Perspektive. Was für den einen Quelle des Lebens ist, kann vielleicht einem anderen den Tod bringen? Unsere „4 Freunde“ werden es herausfinden müssen.
 
Dass es sich bei Daniel, Anne, Christian und Claudia ganz und gar nicht um „normale Studenten“ handelt, wird jedem schon nach wenigen Minuten deutlich. Deshalb müsste es, dem Grunde nach, am Ende der Handlung auch nicht noch einmal ausdrücklich erwähnt werden. Wie dem auch immer sei; das alte, knarrende Haus, in dem sich die studentische Wohngemeinschaft niedergelassen hat, ist an sich schon ungewöhnlich genug. Und wie viele Überraschungen es noch für uns bereit hält, bleibt abzuwarten. Dies galt in besonders fataler Weise sicherlich auch für das neue Mitglied der WG: Frauke, die von Maren Rachel Doehmen überzeugend vertont wird. Ihr Auftritt bleibt leider nicht mehr als eine Stippvisite. Denn ihr Schlafplatz, und insbesondere ihr „neues“ altes Bett, sorgen mit tödlicher Sicherheit für ein schnelles Ende der Gastrolle. Von welcher Bedeutung jenes seltsame Geräusch ist, das die Hauptdarsteller an ein dumpfes Atmen erinnert, wird allerdings erst etwas später klar. Zunächst überraschen die vier Hobbydetektive mit einfallsreiche Ermittlungsmethoden und entwickeln eine fast erschreckende kriminelle Energie. Aber schließlich ist nicht immer der Weg das Ziel. Und wer das Böse in seiner konzentrierten Form besiegen möchte, sollte bei der Wahl der Waffen nicht zu zimperlich sein.
 
Auch wenn die Idee des lebenden Untoten nicht unbedingt ganz neu ist, wirkt sie in diesem Skript von Katja Behnke fast wie frisch erdacht. Die Handlung jedenfalls ist „aus einem Guss“. Sie ist in sich geschlossen, ohne das Ende nicht doch soweit offen zu lassen, dass es für eine Fortsetzung viele Möglichkeiten gibt. Denn der Schlüssel zur Achillesferse des verkörperten Lebensdiebes, Hermann Krüger, gibt Anlass zu einigen Spekulationen. Diese Vermutung erhält durch die, schon traditionelle, Vorschau auf den nächsten Teil der „Schattensaiten“ weitere Nahrung.
Krüger wird übrigens von Gaststar Konrad Halver gesprochen. Dieser ist inzwischen eine Hörspiellegende und wird auch als Herr des „tödlichen Atems“ allen Vorschusslorbeeren gerecht. Aus dieser Sicht ist er ein echter Gewinn für das junge Produktionsteam. Doch andererseits ist es, in Anbetracht der stetigen Leistungssteigerung von Pandoras Play, gut zu wissen, dass er „nur“ das sprichwörtliche Tüpfelchen auf einem eigenständig guten Gesamteindruck ist. Bestätigt wurde dies bereits durch den  silberne Publikumspreis der Newskooperation für das beste Newcomerlabel 2001.
 
Besonders erfreulich ist auch die Arbeit von Tonmeister Peter Walhorn. Von seiner Liebe zum Detail profitiert die gesamte Produktion. Ralf Buntrock, der mit seiner gelungenen Musikmischung die jeweilige Stimmung geschickt untermalt, tut sein übriges dazu. Apropos Stimmung: Pandoras Play fügt dem „tödlichen Atem“ einen kleinen Anhang mit netten „Versprechern“ aus den Aufnahmearbeiten hinzu. Man kennt derartiges aus amerikanischen Fernsehserien und –filmen. Nicht immer ist dieses Konzept wirklich lustig. Auch dies ist hier anders. Denn der Hörer bekommt einen lebendigen Eindruck davon, mit wie viel Spaß die Gruppe um Katja Behnke bei der Sache ist. Und das macht sie nicht nur sympathisch, sondern läßt auch für den nächsten Teil der „Schattensaiten“ spannendes erwarten. Ich freue mich darauf „Den ewigen Fremden“ kennen zu lernen.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS(gerundet)

(Christian Kloer, © 2002 Der Hörspiegel )