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Hörspielmacher Simeon Hrissomallis
"Bewahrt das Kind in euch."
Ein Hörspiegel-Interview / © 2007 Der Hörspiegel
( Cover, Logo & Foto © R&B Company)
VERLOSUNG: Passend zum Interview mit Simeon Hrissomallis von der R & B Company verlosen wir mehrere CDs des Hörspiellabels. Einfach bis zum 31.08.2007 eine Mail an GewinnspielHoerspiegel.de mit dem Betreff "Das Kind in mir" senden und Daumen drücken. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Viel Glück! Und nun viel Spaß mit dem Hörspiegel-Interview:
 

Hörspiegel: Nachdem ich nun schon seit einigen Jahren die Möglichkeit hatte Euer Wirken bei Russel & Brandon Company zu verfolgen, möchte ich zuerst einmal mein Lob aussprechen. Eure Hörspiele sind immer gut umgesetzt und bauen auf interessante Storys und gute Sprecher. Gibt es einen Standard an dem Ihr Euch orientiert?

Simeon Hrissomallis: Ja, wir wurden natürlich von den EUROPA-Hörspielen der 80er (Larry Brent, Macabros, Dämonenkiller und H.G.Francis-Gruselserie) geprägt.

Aber nicht nur EUROPA hat uns damals inspiriert auch TONSTUDIO BRAUN mit John Sinclair hat einen großen Teil dazu beigetragen.

Was die soundtechnische Qualität angeht hatte uns vor 7 Jahren die neue Umsetzung John Sinclairs von Oliver Döring sehr beeindruckt. Mittlerweile haben wir unseren eigenen Qualitätsstandard geschaffen, der sich hauptsächlich an beeindruckende Hollywoodsounds orientiert, eben: Kino für die Ohren.

Hörspiegel: Ihr habt ein vielfältiges Programm geschaffen, wie entstehen die Ideen zu den einzelnen Bereichen: Jac Longdong, Undead Live, Psi Akten etc. bieten alle unterschiedliche Facetten?

Simeon Hrissomallis: Jac Longdong richtet sich an Freunde des derben Humors. Diese Serie ist bisher einzigartig auf dem Hörspielmarkt, vollgepackt mit schwarzem Humor und auch versteckter Sozialkritik. Mit exklusiven Musikscore und grandiosen SFX, stolpert Jac Longdong mit seinem Partner Richard Hamill von einem dubiosen Fall in den Anderen.

Die Psi-Akten richten sich an ein jüngeres Publikum. Es sind einfache in sich abgeschlossene Geschichten und somit beste Gruselhörspielunterhaltung, die an die alte H.G.Francis-Gruselserie aus den 80ern erinnern sollte und dies ist uns auch gelungen. Die Serie wurde begeistert von den Hörspielfans angenommen und die Folgen 17 bis 22 sind gerade in Arbeit.

THE UNDEAD LIVE ist eine bombastische Trilogie, die man auch gerne als Action-Horror bezeichnen kann. Eine wilde Mischung aus rasanter und atemberaubender Action mit viel Mystery und Fantasy. David Nathan und Anna Carlsson brillieren in den Hauptrollen. Mittlerweile schon Kult.

FAITH – THE VAN HELSIG CHRONICLES handelt von dem Kampf einer jungen Frau und ihren Freunden, die verdammt sind gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Schaurige Schauplätze, fremde Dimensionen, abgefeimte und diabolische Schurken, temporeiche und spannende Handlungen die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Serie ziehen, zahlreiche Fantay-Geschöpfe, sowie auch biblische Hintergründe und Figuren, Intrigen, Liebschaften und tragische Verluste.

Uns ist es einfach wichtig, ein breites Angebot an Mystery-Hörspielen anzubieten. Wir werden in den nächsten Jahren unser Programm auch sukzessive ausbauen und werden unserer Mystery-Linie dabei treu bleiben.

Nächstes Jahr wird es die eine oder andere Überraschung geben. ;-)

Hörspiegel: Bei den Psi-Akten kommen immer wieder unterschiedlich angehauchte Themen zum Einsatz. Wo lässt Du Dich als Autor inspirieren?

Simeon Hrissomallis: Ganz einfach: Mit offenen Augen durch die Welt gehen und sein Umfeld beobachten. Außerdem lasse ich mich gerne durch Literatur und Fernsehen/Kino inspirieren.

Hörspiegel: Einige Stoffe erscheinen dem Hörer bekannt, andere scheinen ohne bestehende Vorbilder auszukommen. Wie wichtig ist es Dir Deine eigenen Wurzeln im Bereich Hörspiel bei den einzelnen Produktionen durchscheinen zu lassen? Die Art der Hörspiele lässt ja das Vorbild H.G. Francis der 80er klar erkennen.

Simeon Hrissomallis: Ja, es gibt ja auch einige Szenen bzw. Zitate in den Psi-Akten, die bewusst an die alte Gruselserie erinnern sollen. Das wird manchmal von einigen Hörern missverstanden und wird als Ideenlosigkeit eingestuft. Dabei sind gerade DIESE Anspielungen eine Hommage und tiefe Verbeugung vor H.G.Francis und das, was er gemeinsam mit EUROPA in den 80ern geschaffen hat.
Die Psi-Akten sollten auch NIE eine Konkurrenz zu John Sinclair und Gabriel Burns darstellen, sondern die Fans der alten EUROPA-Gruselserie bedienen und dies ist gelungen. Nicht umsonst bezeichnet man unsere Psi-Akten mittlerweile als legitime Nachfolger des „80er Grusels“. Die eigenen Wurzeln sind in JEDER Geschichte enthalten.

Hörspiegel: Die Psi Akten haben seit geraumer Zeit einen neuen Vertrieb. Wie kam es zu diesem Wechsel? Gab es besondere Gründe?

Simeon Hrissomallis: Mit ALIVE haben wir mittlerweile einen Top Ten-Vertrieb und können somit mehr Menschen erreichen. Ganz einfach.
Und durch die hervorragende Arbeit die unsere neuer Vertrieb seit Anfang des Jahres leistet, konnten wir jetzt schon sehr gute Ergebnisse erzielen.

Hörspiegel: Die bei Maritim vertriebenen Folgen wiesen eine leere Innenseite des Booklets auf. Die neuen Folgen bieten dort ab Folge 5 eine Definition von Psi und seit Folge 8 „Wissenswertes“. Ist es Euch wichtig diesen Raum zu nutzen und warum blieb er anfangs ungenutzt?

Simeon Hrisomallis: Ich glaube er blieb ungenutzt, da Maritim wohl an den Druckkosten sparen wollte. Wir finden es zu billig ein Booklet dem Kunden vorzulegen ohne Innendruck, und nutzen diese Seiten für Anekdoten und Wissenswertes aus das Psi-Akten – Universum.

Hörspiegel: Seit der ersten Folge ist Timo Wuerz für die Gestaltung der Cover verantwortlich. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit diesem Künstler?

Simeon Hrissomallis: Ganz einfach: Wir sind seid vielen Jahren mit Timo befreundet UND er ist einfach in diesem Bereich ein – wenn nicht DER - Ausnahmekünstler! Er ist wirklich sehr vielseitig und mit viel Spaß und Liebe bei der Sache.

Hörspiegel: Zurück zum Schreiben, wie lange benötigt es, um eine Folge zu schreiben und welche Zeitspanne verstreicht, bis die geschriebene Folge zum Hörer gelangt?

Simeon Hrissomallis: Das ist sehr unterschiedlich. die FAITH Episoden #7 bis 11 habe ich im Mai/Juni 2006 geschrieben. Die fertigen Hörspiele sind dann Ende Februar/März 2007 erschienen.
Die Psi-Akten #1 bis #3 schrieben wir im Mai 2003 und erschienen sind sie im Oktober 2003. Es geht aber auch anders: Die Psi-Akten #8 und #9 schrieb ich im Oktober und November 2003 und erschienen sind sie im November 2006!
Ich brauche 3 bis 7 Tage für eine Skripterstellung. Viel mehr Zeit kostet mich die Überlegung davor, d.h. bevor ich mich hinsetze und schreibe, unter Umständen kann das Monate dauern. Ideen sammeln, Recherche, Handlungsablauf, Exposé, dies alles ist ein enormer geistiger Akt und braucht einfach Zeit.

Hörspiegel: Bei den ersten zehn Folgen der Serie hast Du sieben Mal das Skript beigesteuert, zweimal Wolfgang Strauss (Folge 4 + 7)  und einmal Jase Brandon (Folge 2). Wie schaut es diesbezüglich bei den kommenden Folgen aus? Bist Du weiterhin der Hauptautor oder kommen auch Skripte aus anderen Federn zur Umsetzung?

Simeon Hrissomallis: Ich werde hauptsächlich die Skripte schreiben und auch mein Partner Wolfgang Strauss wird seine Geschichten dazu beisteuern. Folge #11, #13,#14 und #16 sind von Wolfgang Strauss.

Hörspiegel: Die Serie ist recht erfolgreich und bietet Unterhaltung auf einem Niveau, welches der Empfehlung ab 12 Jahren gerecht wird. Wie wichtig ist es Dir/Euch das jüngere Publikum anzusprechen?

Simeon Hrissomallis: Das ist uns sehr wichtig! Deswegen sind wir auch zur Zeit am Überlegen, das wir im großen Rahmen Promotionaktionen an Schulen durchführen – Bundesweit!

Im kleineren Rahmen haben wir dies auch getestet und die Psi-Akten wurden mit Begeisterung von den 10 bis 15jährigen aufgenommen.

Ich denke Hörspiele können die geistige Entwicklung des Kindes sehr unterstützen. Das Kind hört die Geschichte und versinkt in seiner eigenen erschaffenen „Hörwelt“. Ist das nicht wunderschön? Eltern sollten mehr auf das Medium „Hörspiel“ eingehen und nicht gedankenlos zum nächsten Game greifen um die Kleinen ruhig zu stellen.
Das Hörspiel ist ein Medium, das gerade bei jüngeren Hörern, sowohl die Sprache anregt als auch die Fantasie.
Nebenbei bemerkt, hören Kinder auch anders bzw. nehmen und empfinden Hörspiele anders auf als ein erwachsener Hörer. Was für die Kleinen gruselig ist, entlockt erwachsenen Hörer ein mildes Lächeln. Ich gehe mal soweit und sage, dass viele grandiose Hörspiele aus der Kindheit in der heutigen Zeit bestehen können, weil der Nostalgiebonus sehr hoch angerechnet wird.

Hörspiegel: Eine Frage, die sicherlich viele Hörer interessiert ist die nach dem Werdegang eines Hörspielautors. Wie kommt man dazu Hörspiele zu schreiben?

Simeon Hrissomallis: Das kann man nicht wirklich lernen, da muss einfach Talent da sein und das Gefühl für die deutsche Sprache. Wie man dazu kommt Dialogbücher für Hörspiele zu schreiben? Man bewirbt sich bei den Verlagen und hofft einen Auftrag zu erhaschen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, meistens werden solche Aufträge intern vergeben.

Hörspiegel: Nun noch eine Frage zur Russel & Brandon Company: Seit wann existiert das Unternehmen und wer sind die Hauptpersonen, die auch hinter den Kulissen die Fäden in der Hand halten?

Simeon Hrissomallis: Die Russel und Brandon Company gibt es seit 1990. Allerdings bearbeiteten wir bis 2002 ausschließlich Auftragsarbeiten aus Film, Funk und Fernsehen. Seit 2003 verwirklichen wir auch unsere eigenen Ideen.
Hinter dem Unternehmen stecken Wolfgang Strauss und Simeon Hrissomallis.

Hörspiegel: Gibt es bei R&B konkrete Pläne wie viele Hörspiele pro Jahr veröffentlicht werden sollen oder ist das von der Kreativität der Autoren abhängig?

Simeon Hrissomallis: Unser Ziel ist es ab 2010 jährlich 25 -30 Produktionen zu veröffentlichen. Dies allerdings ohne Gewähr, da wir den Hörspielmarkt sehr genau beobachten und dementsprechend unsere Strategien anpassen.

Hörspiegel: Zurück zu den Psi-Akten: Ihr arbeitet bei der Umsetzung mit hervorragenden Sprechern zusammen. Wie kommen die Sprecher zu Euren Psi-Akten? Muss jeder einzelne lange gefragt werden oder kommen schon Sprecher, die von sich aus sagen „Da will ich auch mal dabei sein!“?

Simeon Hrissomallis: Ja, es gibt mittlerweile Sprecher die von allein auf uns zukommen und mit uns arbeiten wollen. Dies ist aber ein kleiner Teil. In der Regel sieht es so aus, dass wir bei den Schauspielern anklingeln und sie dann buchen.

Hörspiegel: Ich werde nun langsam zum Ende meiner Fragen-Kanonade kommen. Was wolltest Du dem Hörspiel-Volk schon immer einmal sagen?

Simeon Hrissomallis: Bewahrt das Kind in euch. ;-)

Hörspiegel: Gibt es eine Frage, die Du bei Interviews immer erwartet hast, die aber bis jetzt nie gestellt wurde? Wenn ja, welche ist es?

Simeon Hrissomallis: Wie viel persönliche Erlebnisse in meinen Geschichten stecken? Antwort: Sehr viele. ;-) ODER Was hältst du von der Konkurrenz? Antwort: Für uns gibt es keine Konkurrenz, sondern wir sehen alle anderen Labels als Mitstreiter an. Wie eine kleine Familie…die einer besonderen Kunstform nachgeht.

Aber es gibt noch viele andere Fragen…sie alle aufzuzählen und zu beantworten würde den Rahmen des Interviews sprengen.

Ich möchte mich an dieser Stelle für das tolle Interview bedanken.

(Michael Brinkschulte, © 2007 Der Hörspiegel )